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Narr um Christi Willen

Der Lehrer ist der Pauker, die Sekretärin ist die Tippse… In der Umgangssprache wird mancher Beruf ganz schön abgewertet. So hat das auch ein befreundeter Pfarrer empfunden, der vor kurzem mit einer solchen Bemerkung konfrontiert worden ist. Er spielt in seiner Freizeit im Fußballverein seiner Gemeinde. Als er vor ein paar Wochen zum Training in die Umkleidekabine gekommen ist, hat ihn ein Mitspieler mit folgenden Worten begrüßt: „Ah, der Himmelsclown ist auch wieder da!“

Ein Pfarrer als „Himmelsclown“? Diesen Begriff hatte er wirklich noch nie gehört. Ist sein Beruf so zum Lachen, dass man ihn mit einem Spaßvogel aus der Zirkusmanege in Verbindung bringen kann? Als er mir davon berichtet hat, hat mich das an das Buch „Das Fest der Narren“ erinnert. Der amerikanische Theologe Harvey Cox hat es 1970 geschrieben. Er geht darin dem Verhältnis von Glaube und Humor nach und sagt: Komik gründet im Glauben. Der Humor stellt fest, wie wenig alles Irdische und Menschliche den Maßstäben Gottes entspricht. Nur wer über den Dingen steht und seine Maßstäbe etwa von dem, was Jesus gelehrt und vorgelebt hat, bezieht, kann über die bestehenden Verhältnisse lächeln.

Am Hofe von Tyrannen durfte früher nur noch der Hofnarr die Wahrheit sagen, ohne hingerichtet zu werden. Man nimmt  ihn nicht ernst, weshalb er alles sagen darf. In Narrheit steckt also immer eine Prise Herrschafts- und Gesellschaftskritik, wie sie in diesen Tagen von vielen Büttenrednern virtuos gepflegt wird.

In der Bibel heißt es im 1. Buch des Apostels Paulus an die Korinther, Glaubende sollen „Narren um Christi willen“ sein. Ein Narr, ein Clown, ist jemand, der Wahrheit zutage treten lässt, indem er in Humor verpackt Probleme anspricht oder szenisch darstellt. Ein Narr mag gedemütigt und herumgestoßen werden und unendlich verwundbar sein. Aber endgültig besiegt wird er nie.

„Narr um Christi willen“ sein heißt: Im Licht der Botschaft Jesu sich mit den Zuständen in dieser Welt nicht abfinden, sich nicht gleichschalten lassen. Scheinbar Beklagenswertes humorvoll aufspießen. Vermeintlich Alternativloses kritisch hinterfragen. Trotzdem nicht verbittert werden.

Ah, der „Himmelsclown“ ist wieder da? In diesem Sinne lautet die Antwort: Ja, hier bin ich!