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Nachtragend

„Und die Frau Müller, dass die so nachtragend ist, das vergess‘ ich der nie…“ lässt Gerhard Polt seine Protagonistin in der Satire-Sammlung „Fast wie im richtgen Leben“ sagen.

Bei Gerhard Polt bleibt mir manchmal das Lachen im Hals stecken, so nah an der Realität ist er oft mit seiner Satire. Aber sie regt mich auch immer zum Nachdenken an.

In der Bibel wird erzählt, dass Jesus sagt: „Was siehst du den Splitter im Auge deines Bruders, aber dass du selbst einen Balken im Auge hast, das siehst du nicht.“ Das sitzt. Ja, stimmt, mich stören auch oft Verhaltensweisen an anderen, die ich selbst an mir entdecke, wenn ich ehrlich bin. Wenn ich also bei dem Vergleich von Jesus bleibe und den Balken aus meinem eigenen Auge herauswuchte (so ein Balken ist ja nicht gerade klein und versperrt einem schon ganz schön die Sicht), kann ich auch besser sehen. Und dann ist die Chance groß, dass ich nicht unversöhnlich mit meinen Mitmenschen umgehe.

Das heißt für mich nicht, dass ich alles hinnehmen muss. Kritik ist wichtig, sonst wäre ich unehrlich und am Ende wahrscheinlich so genervt, dass ich mit meinem Gegenüber nichts mehr zu tun haben wollte. Ich will mich aber immer fragen, ob meine Erwartung an den anderen gerechtfertigt ist und wie ich mit Fehlern anderer umgehe.

Mir tut es selbst gut, wenn andere nicht unversöhnlich auf meine Fehler schauen, sondern barmherzig. Daran will ich mich erinnern, wenn ich mich mal wieder genervt fühle von vermeintlichen oder echten Fehlern anderer.

„Und die Frau Müller, dass die so nachtragend ist, das vergess‘ ich jetzt mal einfach…“