Nacht
Es ist Winter. Eine kalte, sternenklare Nacht. Ein junges Paar ist unterwegs. Die Frau ist schwanger und weiß, dass ihr Kind bald geboren werden wird. Sie suchen einen sicheren Ort für die Geburt. Nachdem sie in der Herberge keinen Platz bekommen haben, finden sie einen Stall, wo wenig später das Baby das Licht der Welt erblickt. Eine Krippe, ein paar Tiere und ein heller Stern, der über allem leuchtet. Das Wunder des Lebens.
All das klingt jedes Jahr magisch und vertraut. Es ist eine schöne Geschichte, oder? So schön, wie die Weihnachtsgeschichte heute für uns klingt, war es damals für die beiden jungen Eltern vielleicht nicht.
Es ist Winter. Eine kalte, sternenklare Nacht. Ein junges Paar ist unterwegs, denn sie suchen einen sicheren Ort für die Geburt. Sie klingeln am Kreißsaal. Sie werden abgewiesen, denn die Hebammen können keine weitere Gebärende mehr betreuen. Das Paar fährt weiter, etwa eine Stunde bis zum nächsten Kreißsaal. Dort werden sie nicht weggeschickt, aber niemand hat wirklich Zeit. Viele Geburten, Notfälle, Personalmangel. Hebammen am Limit.
Das Paar ist die meiste Zeit allein. Wie Maria und Josef. Nur ohne Krippe. Ohne Tiere. Ohne den hellen Stern. Ohne die Magie, die alle Eltern verdienen.
Das Wunder der Geburt. An einem sicheren Ort. Mit liebevoller Unterstützung. Ohne dass sich Eltern allein gelassen fühlen. Auch heute können es schöne Geschichten sein. Aber warum interessieren uns diese Geschichten so wenig?