Beiträge

Nachahmen

Wenn mich jemand grüßt, dann grüße ich zurück. Mitunter fällt mir dabei auf, dass ich ganz unwillkürlich den Tonfall, die Stimmhöhe und die Art nachahme, mit der der andere mich gegrüßt hat.  Ich vermute, dass dieses Nachahmen bis hin zur Körperhaltung und der Mimik geht. Und anderen ergeht es ebenso. Sie ahmen nach. Wir Menschen sind soziale Wesen und verfügen über die Fähigkeit, uns auf unser Gegenüber einzustellen. Das geht in Sekundenbruchteilen und meistens unbewusst.

 

Ein Wenig beunruhigt mich das. Bin ich so leicht beeinflussbar? Es scheint so.

Andererseits ist dieses menschliche Verhalten aber auch eine Chance. Ich habe meinerseits die Chance, die Stimmung bei einer Begegnung zu beeinflussen.

Denn wenn ich freundlich auf einen Menschen zugehe, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass er auf mich freundlich reagiert.

 

Diese Erkenntnis ist nicht neu. Schon eine alte Volksweisheit sagt: „Wie man in den Wald hineinruft, so schallt es auch wieder heraus.“ Möglicherweise ist das ein Ansatz, den schon Jesus verfolgt hat. „Liebt eure Feinde und bittet für die, die euch verfolgen“, sagt er in der Bergpredigt. Ich verstehe das als Aufforderung, die Wechselwirkung von Feindschaft und Hass zu überwinden. Und zwar, indem ich bei mir selbst beginne. Denen, die mir unfreundlich oder gar feindselig gesinnt sind, soll ich mit Freundlichkeit und Liebe.

 

Eine große Herausforderung. Aber nicht ohne Chancen. Es kann durchaus geschehen, dass ich mein Gegenüber durch mein Auftreten freundlicher stimme. Klar: Das ist bestimmt nicht die Lösung für alle Konflikte. Aber es könnte helfen, eine Grundstimmung für die Lösung von Konflikten zu schaffen.

 

Jesus selbst ist seiner Maxime gefolgt. Sogar bis zum bitteren Ende. Selbst am Kreuz hat er noch um Vergebung gebeten für die, die ihn kreuzigten. Und immerhin bewirkte er bei dem Hauptmann der römischen Soldaten, dass dieser nach Jesu Tod gesagt hat: „Fürwahr, dieser ist ein frommer Mensch gewesen.“

 

In meinem Alltag geht es zum Glück nicht um Leben und Tod.  Aber es geht schon darum, das Zusammenleben so zu gestalten, dass wir friedfertig miteinander leben können. Eine freundliche Begrüßung und eine freundliche Antwort darauf sind ein Anfang dazu.