Beiträge

Mit unserer Macht

Eigentlich sollte ich jetzt in Berlin sein. Bei einer großen Konferenz. Aus ganz Deutschland wären die Abgeordneten zu dieser Konferenz gekommen. Aber nun ist Lockdown-Light. Teile der Veranstaltung werden als Video-Konferenz stattfinden. Aber das ist nicht dasselbe. Man sieht sich nur in kleinen Bildschirmfensterchen und kann höchstens im Chat mal ein Seitengespräch führen.

Ich sitze zu Hause am Schreibtisch und warte auf den Beginn der Videokonferenz. Schaue auf das Dorf, in dem ich wohne und in dem es in den letzten Tagen noch stiller geworden ist. Und mir geht die Liedzeile aus einem Lied Martin Luthers durch den Kopf: „Mit unserer Macht ist nichts getan,/ wir sind gar bald verloren …“

Wie schnell das doch geht, dass das Leben so wenig steuerbar wird. So eingeschränkt. Alle Pläne durchkreuzt. Und von der Angst bestimmt, sich zu infizieren. Das kennen wir nur aus den Geschichtsbüchern. Und jetzt ist es Wirklichkeit geworden. Mit unserer Macht ist nichts getan!

 

Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr komme ich zu dem Ergebnis, dass diese Erfahrung nicht nur schlecht ist. Sie macht mir meine Grenzen bewusst. Und sie stellt eine wichtige Frage:

Welcher Macht vertraue ich mich an, wenn mit meiner Macht nichts mehr getan ist?