Mit Gott im Kino

Das Filmfestival Max Ophüls Preis hat Halbzeit. Am Samstag ist die Preisverleihung. Auch eine kirchliche Jury zeichnet einen Film aus. Einen Film, dem es gelingt, für spirituelle, menschliche oder soziale Fragen und Werte zu sensibilisieren.
Als die Bilder laufen lernten, in den Anfängen des Kinos, da war so etwas undenkbar. Kirchenvertreter verteufelten das neue Medium. Kino – für stramme Christen Jahrmarktszauber, billige, primitive Unterhaltung, gefährlich für Sitte und Moral. Und Schauspieler? Zwielichtige Gestalten, ohne Moral und verlottert. Berichte von wilden Parties der Hollywood-Stars in den zwanziger Jahren schienen das zu bestätigen. Da kommt nix Gutes her. Sex, Drugs und – Charleston. Mein Verdacht: da war auch eine ordentliche Portion Neid dabei, wie diese Filmkunst breite Massen in eine andere Welt ziehen kann – während den Kirchen die Schäfchen weglaufen.
Polemik gegen einzelne Filme gibt es bis heute. Meist von christlichen Fundamentalisten. Fast sicher, wenn biblisches Personal, Jesus, Maria oder auch Nonnen und Priester allzu menschlich gezeigt werden. So erregte 1999 ein schwarzer Jesus in der Satire „Dogma“ Anstoß bei weißen Christen in den USA.
Doch die Zeiten haben sich geändert: es gibt eine katholische und eine evangelische Filmarbeit. Kirchengemeinden bieten Filmgottesdienste an. Man geht „Mit Gott ins Kino“. Einst kritisierte Filmklassiker werden heute mit Vergnügen im kirchlichen Kontext gezeigt: „Don Camillo und Peppone“ etwa, zu seiner Entstehungszeit noch wegen des Priesterbildes abgelehnt, „Jesus Christ Super Star“, dieses Statement im Hanfnebel für die Geschwisterlichkeit aller Religionen, und sogar die freche aber erstaunlich bibelfeste Jesus-Soap „Das Leben des Brian“.
Kino und Kirche – sie konfrontieren mit denselben Lebensfragen. Ängste, Sehnsüchte und Wünsche sind Thema, Einsamkeit und Gemeinschaft, Scheitern und Erlösung, unerfüllte und gelingende Liebe.
Die Welt wird immer unübersichtlicher. Das große Geld regiert immer dreister. Ich sehe die Inthronisation eines Despoten und denke: bin ich im falschen Film?
Wie gut, dass es Orte gibt, wo die richtigen Filme laufen, wo uns andere, ehrliche Antworten auf die großen Fragen angeboten werden: in den Kinos, Theatern, Konzerten und Museen. Und – in den Kirchen.
Hier der Link zur SR-Mediathek: https://www.ardmediathek.de/video/aus-christlicher-sicht/aus-christlicher-sicht-23-01-2025/sr/Y3JpZDovL3NyLW9ubGluZS5kZS9BQ1NfMTQ5Mzgy