Meine engen Grenzen
Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht – So beginnt ein Kirchenlied, das ich sehr mag. Enge Grenzen, kurze Sicht. So empfinde ich auch die aktuellen Debatten um Grenzen. Die Versuche, unser Zusammenleben abzuschotten.
Dass wir uns richtig verstehen: es braucht Grenzen. Sie schützen, was mir wertvoll ist und stecken einen Rahmen, in dem ich mich sicher bewegen kann.
Deshalb muss ich stopp sagen dürfen. „Bis hierher und nicht weiter!“
Wenn ich aber nichts und niemanden mehr an mich heranlasse, dann wird es eng um mich, einsam. Und darunter leide am Ende ich selbst. Denn ich schaue nur noch auf mich selbst, in mich selbst hinein. Und vor lauter Sorge verliere ich vieles um mich herum aus dem Blick: Menschen, die direkt vor mir stehen und mir die Hand reichen wollen, Chancen, die vor mir liegen. Und auch den Horizont sehe ich nicht mehr, keine Weite.
Meine Erfahrung ist, dass Grenzen nicht nur schützen, sondern auch den Blick verstellen.
Ich weiß, es ist erstmal schwer, Vertrauen zu fassen. Ich bin mir meiner Verletzlichkeit bewusst. Ich weiß, es kann auch etwas passieren, das weh tut. Aber ich mache mich gleichzeitig frei davon, mein Handeln nur von Angst leiten zu lassen.
Ich möchte meinen Blick aufrichten nach vorne, nach oben. Ich möchte die Menschen um mich herum sehen und mich von ihnen berühren lassen. Ich möchte daran glauben, dass mich niemand verletzen will und ich bin davon überzeugt: viele Menschen wollen darauf vertrauen.
Meine engen Grenzen, meine kurze Sicht bringe ich vor dich, wandle sie in Weite, Gott.