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Marsch für unser Leben

Wofür würde ich auf die Straße gehen?
Das habe ich mich gefragt, als ich die Bilder aus den USA
gesehen habe. Dort sind in diesen Tagen Hunderttausende
auf die Straße gegangen und werden es weiter tun. „March
for our lifes“, „Marsch für unser Leben“ nennen sie ihren
Protest gegen die Waffengesetze in ihrem Land. Die
erlauben es fast jedem fast überall eine Schusswaffe zu
besitzen. Proteste dagegen gab es immer. Geändert hat
sich nichts. Seit dem Schulmassaker von Parkland aber ist
das anders. Dabei wurden am 14. Februar dieses Jahres 14
Schülerinnen und Schüler und drei Erwachsene erschossen.
Der Protest lässt sich nun nicht mehr ersticken. „Genug ist
genug“ rufen die zumeist jugendlichen Demonstranten und
fordern ein Ende des Waffenwahns; eine Unterbrechung
der Gewaltspirale.

Ist nicht auch unsere Gesellschaft gewalttätiger geworden?
Gewisse Alarmzeichen jedenfalls sind nicht zu übersehen.
Die öffentlichen Diskussionen sind zunehmend von Häme
und Hass geprägt, nicht nur in der Politik. Schulen
schlagen Alarm, weil immer häufiger Schüler mit Messern
bewaffnet in die Schule kommen. Die Zahl der
sogenannten „kleinen Waffenscheine“, mit denen man
zum Beispiel Reizgaswaffen führen darf, hat sich innerhalb
von zwei Jahren nahezu verdoppelt.

Weil sie sich nicht mehr sicher fühlen oder gesellschaftlich
abgehängt „rüsten Menschen auf“. Mit Worten. Mit
Waffen. Das kann niemand wollen. Aber strengere
Waffengesetze helfen da nicht weiter. Unsere
Waffengesetze sind, anders als in den USA, streng genug.
Wir müssten stattdessen den sozialen Zusammenhalt
stärken, damit Menschen sich wieder zuhause fühlen.
Dafür würde ich gerne auf die Straße gehen. Für
bezahlbaren Wohnraum. Für mehr Chancengleichheit in
der Bildung. Für mehr Schulsozialarbeit.

Der „Marsch für unser Leben“ in den USA erinnert mich an
die Lichterketten der 90er Jahre in Deutschland. Millionen
von Menschen haben damals dafür demonstriert, dass
unser Land menschlich bleibt; und haben sich selbst dafür
in die Pflicht genommen. Vielleicht ist es an der Zeit,
wieder eine Kerze in die Hand zu nehmen und auf die
Straße zu gehen. Für mehr Menschlichkeit.
Das wäre dann auch ein Osterfest. Ein Sieg über Hass und
Gewalt. Eine Auferstehung des Lebens.

 

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