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Marchons! Marchons!

Unsere französischen Nachbarn dürfen ja jetzt wieder kommen. Heute, am französischen Nationalfeiertag, werden sie das zahlreich tun. Zum Einkaufen vor allem. Trotz Corona und obwohl wir sie am Beginn der Krise ohne Vorwarnung ausgesperrt haben. Was ein ausgesprochen unfreundlicher Akt war. Heute also spricht das Saarland französisch.

Aber was feiern die Franzosen heute eigentlich? Sie feiern die französische Revolution von 1789. Sie feiern das Ende der feudalistischen Adelsherrschaft. Sie feiern Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit als die Ideale der Republik. Sie tun es am Jahrestag des Sturms auf die Bastille, des Pariser Staatsgefängnisses. Das war eine ziemlich blutige Angelegenheit. Ein Übermaß an Empfindsamkeit ist es jedenfalls nicht, was die Erinnerungskultur unserer Nachbarn auszeichnet.

Das zeigt auch die Marseillaise, die französische Nationalhymne: „Hört ihr … diese wilden Soldaten brüllen? Sie kommen …, um euren Söhnen … die Kehlen durchzuschneiden. Marschieren wir, marschieren wir! Marchons, marchons!“ Wie gesagt, nicht zimperlich. Man mag das irritierend finden. Festzuhalten bleibt doch, manches im Leben muss erkämpft werden und verteidigt. Natürlich, wann immer möglich, mit friedlichen Mitteln; aber doch erkämpft. Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit kriegt man nicht geschenkt.

Jesus sagt etwas ganz Ähnliches über das Reich Gottes, also über die Herrschaft von Gottes Liebe und Gerechtigkeit. Es stößt auf Widerstand. Ich bringe das Schwert, sagt Jesus deshalb sogar. Und natürlich ist das irritierend. Aber auch hier bleibt festzuhalten: Nicht alles lässt sich im Stuhlkreis klären.

Marchons, marchons!