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Machtlos

Ich weiß noch genau, wo ich war vor 30 Jahren- am 28. August 1988. Auf der Terrasse meines Elternhauses. Es war der Tag der Flugtag-Katastrophe von Ramstein und ich war gerade 7 Jahre alt. Meine beste Freundin war mit ihren Eltern zur Air-Base gefahren, um – wie so viele in der Region- den Tag auf dem US-Militärstützpunkt zu verbringen. Und dann… ich hab noch den Radio-Sprecher im Ohr, wie er in einer Nachrichten-Eilmeldung von der Kollision dreier italienischer Jets berichtet, davon dass ein Flugzeug in die Zuschauer gestürzt ist und dass es Tote und Verletzte in Ramstein gegeben hat.

Den ganzen Nachmittag hab ich auf der Terrasse gesessen und nur geweint. Unzählige Male hab ich bei meiner Freundin zuhause angerufen. Immer ohne Erfolg. Handys hatte damals noch keiner, also war der Informationsfluss wesentlich schleppender.

Irgendwann hat sich meine Mutter neben mich gesetzt und mit mir zusammen gebetet. Das hat mich beruhigt. So hatte ich nicht mehr dieses Gefühl machtlos zu sein, nichts tun zu können. Abends kam die erlösende Nachricht. Meine Freundin und ihre Eltern hatten noch vor der Katastrophe das Gelände verlassen. Alles nochmal gut gegangen.
Doch die Unglücksbilanz war katastrophal. 70 Menschen sterben, mehr als 300 werden schwer verletzt. In dieser Woche, zum 30. Jahrestag der Katastrophe haben Angehörige und Überlebende in einem großen Gottesdienst der Opfer gedacht. Gemeinsam trauern, erinnern, sich halt geben und beten- zusammen gegen das Gefühl machtlos zu sein.