Beiträge

Macht hoch die Tür, die Tooor macht weit

Ich habe mir ein Trikot gekauft. Das WM-Trikot der dänischen Nationalmannschaft. Geht ja bald los, die Winter-Fußballweltmeisterschaft in Katar. Die Dänen sind mir übrigens völlig wurscht. Aber das Trikot finde ich klasse. Man sieht darauf – nichts. Man muss sehr genau hinschauen, um ganz schwach das Emblem des dänischen Fußballverbandes und das Logo des Herstellers zu erkennen.

„Wir wollen in Katar nicht sichtbar sein“, sagt der Hersteller und will das bewusst als Protest gegen die Menschenrechtsverletzungen in dem Land verstehen. Nicht sichtbar sein, um die Unsichtbaren in den Blick zu bekommen. Die Arbeiter vor allem, die unter erbärmlichen Bedingungen die WM-Stadien gebaut haben. Viele sind dabei gestorben. Man mag diese Unsichtbarkeit selbst für einen gelungenen Werbetrick halten. Ich finde die Aktion trotzdem gut. Dabei übersehe ich nicht, dass die weltweiten Proteste zu manchen Verbesserungen in Katar geführt haben. Trotzdem: Die Vergabe der WM nach Katar war nicht nur wegen der Menschenrechte, sondern auch im Blick auf Ökologie und Klimaschutz ein gewaltiger Fehler.

Wäre es da nicht glaubwürdiger, die WM gleich zu boykottieren? Viele tun das. Sportkneipen wollen nicht übertragen, Städte auf das Public Viewing verzichten. Selbst auf der Kicker-App sagt eine Mehrheit, sie wolle sich die WM nicht anschauen.

„Macht hoch die Tür, die Tooor macht weit.“ Das ist der Titel einer Arbeitshilfe der Evangelischen Kirche in Deutschland. Sie hilft Gemeinden, die WM im Advent inhaltlich zu begleiten. Mit Andachten und Infos zu Menschenrechten, Ökologie und Klimaschutz. Manche Gemeinden wollen deshalb nicht boykottieren, sondern laden bewusst zu einem Public Viewing im Advent ein. Wenn ich das irgendwo sehe, gehe ich hin. Wäre ja auch eine gute Gelegenheit, mein WM-Trikot zu tragen.