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Liebe und Trost

„Gott ist Liebe und gibt ewigen Trost.“

Mit diesen Worten hat meine Mutter ihren Konfirmationsspruch kurz und bündig zusammengefasst. Als 14-Jährige hatte sie von ihrem Pfarrer Bibelverse aus dem 2. Thessalonicherbrief zugesprochen bekommen: „Er selbst aber, unser Herr Jesus Christus und Gott, unser Vater, der ins geliebt und einen ewigen Trost gegeben hat und eine gute Hoffnung durch Gnade, der tröste eure Herzen und stärke ich in allem guten Werk und Wort.“ In der Kurzform meiner Mutter: „Gott ist Liebe und gibt ewigen Trost.“ Seit ihrer Konfirmation hat sie dieses Bibelwort nicht mehr losgelassen. Als sie im November 1943 ihren Mann heiratete, hat sie sich den Konfirmationsspruch als Bibelwort für ihre Trauung ausgesucht. Und vor ihrem Tod vor wenigen Wochen hatte sie noch verfügt, dass dieser Spruch vom Pfarrer während der Trauerfeier ausgelegt werden soll.

Es bewegt mich, dass sie ein Leben lang dieses Bibelwort im Sinn gehabt hat. An ganz unterschiedlichen Schwellen ihres persönlichen Lebens ist ihr dieses Wort wichtig gewesen: Wie ist das wohl gewesen, habe ich mich oft gefragt, als sie im Krieg geheiratet und ein kurzes persönliches Glück erlebt hat? Ihr Mann hatte als Soldat nur kurze Zeit Fronturlaub bekommen, um heiraten zu können. Dann musste er wieder in den Krieg und ist in Rumänien gefallen. Ein Grab wurde nie gefunden. Damals war der Hass zwischen den verfeindeten Nationen und Völkern war voll entflammt. Den Menschen in Deutschland war ihr Brot knapp geworden. Vielen auch Liebe und Trost?

Ich bin mir sicher, dass meine Mutter sich ihren Ehemann damals so gewünscht hat: Einen Mann, der liebevoll ist und trösten kann, wenn’s drauf ankommt. Durch seinen frühen Tod war ihr das leider nicht vergönnt. Aber sie hat an ihrem Konfirmationsspruch festgehalten. Bis zu ihrem Tod. Sie wollte, dass wir Hinterbliebenen diese Worte hören. Sie sollten trösten. Sie haben getröstet. Deshalb werden sie auch auf ihrem Grabstein stehe: „Gott ist Liebe und gibt ewigen Trost.“ Mehr Worte bedarf es nicht. Sie sind für mich das geistliche Vermächtnis meiner Mutter. Eine Ermutigung aus Gottes Wort zu leben – um zu wissen, was wirklich wichtig ist – im Leben und im Sterben.