Licht nicht unter den Scheffel … Paralympics in Paris
„Das Licht nicht unter den Scheffel stellen …“ ein vielleicht etwas rätselhaftes Sprichwort aus der Bibel. Denn: Was ist denn ein Scheffel? Ich durfte mir mal einen Scheffel aus einem Heimatmuseum ausleihen: Es ist eine Art kleiner Holzeimer, um z. B. Getreide oder Mehl abzufüllen Ein Scheffel ist also ein Hohlmaß. Dann habe ich eine Kerze angezündet, den Scheffel drüber gestülpt – nach kurzer Zeit hatte die Kerze keinen Sauerstoff mehr und ging aus. Ein sehr einleuchtendes Bild. Warum sollte ich ein Licht anzünden und es dann verstecken, damit es ausgeht? Jesus hat dieses Bild genutzt. Er ermutigt damit, das Selbstverständliche zu tun: „Wenn ihr in meinem Sinne handelt und euren Glauben lebt, dann wird das nicht verborgen bleiben und ihr gebt anderen ein leuchtendes Beispiel.“ – Was ist denn „selbstverständlich“? Zum Beispiel, niemanden auszuschließen, weil er oder sie nicht in ein bestimmtes Bild passt. Dabei darauf zu schauen, dass es „selbstverständlich“ Unterschiede gibt zwischen uns Menschen: Starke und Schwache, Gesunde und Kranke, Alte und Junge, Menschen mit oder ohne Migrationserfahrung. Aber nicht das Trennende, sondern das Verbindende suchen. Miteinander auf die unterschiedlichen Bedürfnisse schauen, um ein tragfähiges Zusammenleben in unserer Gesellschaft zu erreichen. Das ist sicherlich herausfordernd, aber es verändert im Guten, Mitmenschen zu respektieren und zu achten. Schließlich passt das biblische Sprichwort auch gut zu dem, was in einem Menschen steckt und gezeigt werden kann und soll. So wie es Menschen zurzeit während der paralympischen Spielen in Paris tun. Diese Sportlerinnen und Sportler mit ihren Beeinträchtigungen verstecken sich nicht. Nein, sie zeigen, was in ihnen steckt – an Kraft, Vertrauen, Disziplin, Leistungsfähigkeit, Mut.
Ihre Strahlkraft ist auch ein Zeichen für alle Menschen mit Beeinträchtigung – niemand sollte deswegen in einer Gesellschaft im Verborgenen leben müssen. Im Gegenteil: Auch jenseits dieses sportlichen Highlights in Paris gibt es unzählige Alltagsheldinnen und -helden, die auch hier, mitten unter uns, mit ihren Handicaps leben. Kennen Sie solche Menschen in Ihrer Nähe? In meiner Kreisstadt besuchen z. B. Kinder mit und ohne Beeinträchtigung die selbe Kita – und Erwachsene, die in betreuten Wohngruppen leben, genießen ihre Ausflüge ins Eiscafé der Altstadt. Es gibt den alternativen Gottesdienst in Klarenthal, den Menschen mit und ohne Handicap mit Gebärden- und Schriftdolmetscherinnen feiern. Es ist sicherlich noch viel Luft nach oben: Wir müssen als Gesellschaft und Staat noch viel besser darin werden, Einzelne oder Familien, die sich für ihr besonderes Kind entschieden haben, medizinisch, technisch, logistisch und sozialpolitisch zu unterstützen. Dieser Einsatz wird sichtbar machen, dass Menschen mit Handicap selbstverständlich Teil eines wirklichen Miteinanders sind.
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