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Licht ist doch sowieso da!

Im letzten Monat habe ich mit Kindern im Kinderkrankenhaus Sankt Martin vorbereitet. Auch Sankt Martin wird mit Laternen, mit Lichtern gefeiert. So hat mich dies Thema bis in den Advent getragen.

Aus Kerzengläsern bastelten wir Martinslaternen. Schließlich sollte man sie ja auch im Krankenhaus benutzen können. Bei dieser Bastelei stöhnte einer der Jungs:

„Als ob, Laternen! – dafür bin ich ja wohl zu alt, wäre ich gesund, würde ich höchstens mit ner Fackel gehen, aber eigentlich alles doof: Licht ist auch ohne solchen Kram da – Licht gibt es sowieso!“ Da wollten auch die kleineren Kinder nicht mehr basteln und wir kamen stattdessen miteinander ins Gespräch:

„Wie meinst Du das? Licht ist sowieso da?“

„Von solchen Laternen wird es nicht heller, was soll‘s also!“

Ein anderer Junge sagt: „Sankt Martin hatte ja auch keine Laterne. Der hat doch seinen Mantel geteilt.“

Als wir die Geschichte noch einmal gemeinsam nacherzählen, bleibt die Frage im Raum: Weshalb denken wir mit Laternen an den hilfsbereiten Reitersoldaten Martin, der mit einem Bettler den Mantel geteilt hat?

Ein Mädchen sagt: „Ich weiß nicht genau, aber es ist schön, mit Licht an Menschen zu denken, die was Gutes gemacht haben. Also, ich find das mit den Laternen gut!“

„Wenn du das so meinst, meinetwegen, aber nützt das was?“ fragt der ältere Junge nach. „Jedenfalls gibt es das wärmende Licht guter Taten nicht sowieso schon, es kommt nur durch Menschen in die Welt, die anderen helfen oder etwas besser machen, heller eben“, werfe ich ein.

„Okay, meinetwegen, dann mach ich auch ne Laterne, vielleicht wird es für ein anderes Kind im Krankenhaus ein wenig besser, wenn es von mir eine Laterne hat.“

Diese Antwort rührt mich und stiftet die Runde der Kinder zum Fertigbasteln an: Licht gibt es eben nicht sowieso!

 

Deshalb ist die Adventzeit mit Licht verbunden: wir sollen Hoffnung schöpfen. Wir dürfen dem Gott trauen, der uns menschlich und liebevoll begegnet. Dazu scheint es hell in dunkelster Nacht. So heißt es in den Verheißungen des Propheten Jesaja:

Das Volk, das im Finstern wandelt, sieht ein großes Licht und über denen, die im Finstern wandeln, scheint es hell.

Denke ich an den grausamen Krieg in Israel und Palästina und an die unzähligen Kinder, die im Finstern von Bunkern in der Ukraine leben müssen, könnte ich den Mut aufgeben. Wie der Junge, der Laternenbasteln erstmal unnütz fand.

Von ferne klingt in mir die Hoffnungsstimme Jesajas: über denen die im Finstern wandeln, scheint es hell. Gott gibt also nicht auf, uns Hoffnung ins Herz zu pflanzen: Hoffnung auf Frieden und Menschlichkeit. Christinnen und Christen sind die Worte des Propheten ja Hinweis auf den erwarteten Gottessohn, den neugeborenen König in Bethlehem geworden:  das wehrlose Kind in der Krippe, dessen Geburtstag wir an Weihnachten feiern, wirft eben diesen Lichtschein in die Welt: Gottes Liebe zu uns Menschen scheut nicht mal die Menschwerdung, damit Licht werde denen, die im Schatten stehen.

Licht ist eben nicht sowieso: Leuchtendes Licht braucht hoffnungsfrohe und erwartungsvolle Menschen. Es braucht Menschen die zu hoffen wagen wie Jesaja: über denen die im Finstern wandeln, scheint es hell.

Mit der Erinnerung an den Stern von Bethlehem haben wir im Advent die Gelegenheit, unsere Herzen zu öffnen und licht zu werden durch den, der sich zu uns ins Dunkel aufmacht. Es kann stärkend sein, auf die Adventsverheißungen etwas zu geben!

 

Bis heute stehen so viele Menschen in den Schatten der Kriege und Ungerechtigkeit, dass es not-wendend ist, das verheißene Licht Gottes anzunehmen und weiterzugeben: indem ich selbst empfindsam und menschlich bleibe, leuchtet mein Licht für die, die die Hoffnung schon aufgeben wollte. Es scheint ein Licht für den, dessen Schicksal so gänzlich im Dunkel zu steckt! Licht ist eben nicht sowieso. Dazu ist Advent – um der Menschlichkeit willen!