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Leben vor dem Tod

Ich muss sagen, deutscher Rap ist ja nun so gar nicht mein Ding. Entweder bewegen die Bands sich für meinen Geschmack gefährlich nah am Schlager wie die Fantastischen Vier, oder sie provozieren mit Möchtegern-Gangsterposen und sexistischen Sprüchen. Marteria, Sido, Bushido, Kollegah – ich kann die Typen auch irgendwie nicht auseinanderhalten. Interessiert mich normalerweise einfach nicht.

Aber neulich auf einer längeren Autofahrt, als gerade nichts anderes zu tun war, hat meine Tochter mir einen Song von Sido vorgespielt. Musikalisch für mich indiskutabel – aber der Text hat mich dennoch berührt.

Es geht darum, dass wir nur dieses eine Leben haben und es nicht so nutzen, wie wir könnten. Die immer „gleichen grauen Tage, schön ordentlich geplant“, „ist doch alles installiert, bilanziert, finanziert, illustriert, kleinkariert, Briefpapier DIN A4“ – das kenne ich auch nur zu gut.

„Aber nur einmal nicht geguckt, dann biste alt/Ich mein’, das Leben ist nicht immer falsch und richtig/Aber gar nicht leben ist so richtig falsch, verstehste?“

Und im Refrain heißt es dann:

Lass uns leben vor dem Tod

Wir ha’m doch nur das eine

Warum sollen wir da hoch

Wenn hier das Paradies ist?

Komm, genieß’ es!

Dieses Leben vor dem Tod

Wahrscheinlich stellt sich so ein Rapper ein bisschen was anderes unter dem Paradies vor als ich, und vermutlich gibt es da auch überhaupt keinen christlichen Kontext. Aber es sich bereits im Hier und Jetzt gutgehen zu lassen, statt sich selbst auf das Jenseits zu vertrösten, das ist ein guter Ansatz, den ich viel öfter beherzigen sollte. Sie auch?