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Lebbe geht weider

“Es gibt Leute, die meinen, Fußball sei eine Frage von Leben und Tod. Ich mag diese Einstellung nicht. Ich kann Ihnen versichern, es ist noch viel ernster.”

Dieser Spruch des verstorbenen schottischen Fußballspielers und Trainers, Bill Shankly, ist natürlich nicht ganz ernst zu nehmen. Obwohl: Die Faszination des Fußballs ist schon riesig. Warum eigentlich? Warum werden die Straßen nachher, während des Spiels gegen Frankreich, wieder wie leer gefegt sein? Ich glaube, das liegt daran, dass der Fußball so etwas ist wie ein Abbild des Lebens. Jeder einzelne ist an seinem Platz mit seinen Fähigkeiten wichtig. Nur zusammen kann man erfolgreich sein. Eine Garantie auf Erfolg bekommt freilich keiner; und gelegentlich ist der Fußball furchtbar ungerecht. Wie das Leben eben. Vor allem aber: Ohne Kampf geht gar nichts.

Das Leben als Kampf. Ist das nicht ein problematisches Bild? Nun, es ist zunächst einmal realistisch. Für viel zu viele Menschen ist das Leben buchstäblich ein Kampf ums Überleben. Jeden Tag. Und auch wo das nicht so ist, geht es im Leben darum, Ziele zu verfolgen und dabei beharrlich zu sein; sich an Regeln zu halten und klar zu kommen, wenn andere das nicht tun; wieder aufzustehen, wenn man gefallen ist oder gefoult wurde. Kurzum: zu kämpfen. Die Bibel verwendet oft Bilder vom sportlichen Wettkampf, um das menschliche Leben zu beschreiben. Und sie erzählt von dramatischen Kämpfen. Etwa dem des kleinen Hirtenjungen David gegen den bärenstarken Berufssoldaten Goliath. David hatte gegen Goliath keine Chance. Und hat doch gewonnen. Im Fußball passiert sowas auch. Denken wir an die Isländer oder die Waliser.

Deutschland – Frankreich, das ist allerdings Goliath gegen Goliath. Für das Spiel in einer Stunde halte ich es deshalb lieber mit dem ehemalischen englischen Nationalspieler Gary Lineker: Fußball ist ein einfaches Spiel: 22 Männer jagen 90 Minuten lang einem Ball nach, und am Ende gewinnen immer die Deutschen. Und wenn das dieses Mal nicht stimmen sollte, dann tröste ich mich mit einem weiteren Fußballphilosophen. Mit dem ehemaligen serbischen Spieler und Trainer, Dragoslav Stepanović: “Lebbe geht weider.”