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Lasst die Kirche in der Stadt!

Das war schon ein ziemlich verstörendes Bild: Saarbrücken ohne seine Kirchtürme! Mit einer Fotomontage, einer Ansicht der Landeshauptstadt ohne Johanneskirche, Alte Kirche, Ludwigskirche hat kürzlich ein Vortrag bei der Stiftung Baukultur Saar begonnen.

Es ging um die Rolle, die Kirchbauten in einer immer säkularer werdenden Gesellschaft spielen. Kirchen prägen die Stadtsilhouetten in besonderer Weise. In vielen Städten gibt es deshalb auch heute noch die stadtplanerische Vorgabe, dass Hochhäuser die dominanten Kirchenspitzen nicht überragen dürfen.

Aber machen wir uns nichts vor: Immer weniger Gläubige brauchen auch immer weniger Kirchen. Was tun wir bloß mit Kirchbauten, die aufgegeben werden müssen? Einfach abreißen ist meistens keine Option. Aber welche Nutzungen kommen in Frage? Und wer soll das bezahlen?

Die Palette ist breit, wie der Vortrag deutlich gemacht hat: Das reicht vom Verkauf an andere Religionsgemeinschaften über kulturelle Nutzungen als Bibliotheken, Ausstellungsräume oder Kolumbarien, also Begräbnisstätten. Auch kommerzielle Nachnutzungen gibt es immer häufiger. Das krasseste Beispiel ist wohl eine ehemalige katholische Kirche in Mönchengladbach, in der jetzt eine Kletterhalle untergebracht ist.

Was aus aufgegebenen Kirchbauten wird, ist aber nicht nur Sache der Kirchengemeinden, sondern betrifft den Lebensraum Stadt an sich. Der Referent des Vortrags – übrigens ein Mitarbeiter der Deutschen Bischofskonferenz – fordert eine enge Zusammenarbeit von Kirche und Staat, von Gemeinden und Kommunen, um zum Beispiel Machbarkeitsstudien für Kirchenumnutzungsprojekte zu finanzieren.

Wichtig ist jedenfalls, die Gemeinden nicht mit dem Problem allein zu lassen, sondern es als gesamtgesellschaftliche Aufgabe zu begreifen. Denn auch wer nie in einen Gottesdienst geht, kann Kirchbauten schön, wichtig und erhaltenswert finden.