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Langeweile üben

„Irgendwann ist mir aufgefallen, dass meine Kinder und ich uns schon seit Jahren nicht mehr gelangweilt haben“. Das schreibt die amerikanische Bloggerin Manoush Zomorodi. Immer gibt es irgendeine App oder ein Spiel, um sich die Zeit zu vertreiben. Aber Zeit, die man vertrieben hat, ist weg. Langeweile dagegen ist immer auch eine Auszeit fürs Gehirn, eine Gelegenheit, die Gedanken einfach mal schweifen zu lassen. Diese „Auszeiten … schwinden“, schreibt Zomorodi, „und damit die Gelegenheiten für Geistesblitze“.

Also – mich spricht das an. Ich befürchte, ich langweile mich zu wenig. Woran sonst sollte es liegen, dass ich so wenige Geistesblitze habe?

„Üben! – 7 Wochen ohne Stillstand“ heißt die evangelische Fastenaktion in diesem Jahr. Nach Langeweile klingt das nicht. Eher ziemlich anstrengend. Obwohl: Vielleicht kann man auch Langeweile üben.

Nichts verhindert Langeweile zuverlässiger als das Handy. Jedenfalls ist das bei mir so. Bevor Langeweile aufkommt, greife ich zum Handy und checke, was es bei Eintracht Frankfurt Neues gibt. Vielleicht sollte ich mal Handy-Fasten!?

Zomorodi hat jedenfalls folgenden Sechs-Stufen-Plan zur Wiedereinübung der Langeweile entwickelt. Tag 1: Handy auf bestimmten Strecken in der Tasche lassen. (Krieg‘ ich hin.) Tag 2: Keine Handy-Photos. (Auch kein Problem) Tag 3: Eine häufig benutzte App löschen. (Autsch!) Tag 4: Keine Mails und sozialen Netzwerke checken. (Was ich da verpassen könnte!) Tag 5: Auf Kleinigkeiten achten, die einem mit Handy entgangen wären. (Okay, da bin ich gespannt.) Tag 6: (Achtung, jetzt kommt‘s!) Einen Topf Wasser aufsetzen und zuschauen, wie es anfängt zu kochen.

Am leichtesten ist wohl Stufe sechs.