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Krokodilstränen

In der Silvesternacht ist das Affenhaus des Krefelder Zoos abgebrannt. Das war schlimm. Aber was mich wirklich entsetzt hat, ist nicht, dass dort durch eine dumme Fahrlässigkeit Dutzende Tiere ums Leben gekommen sind. Sondern die Reaktionen in der Öffentlichkeit. Dass Menschen zum Ort des Brandes kommen,  um dort Blumen niederzulegen und Kerzen anzuzünden, als hätte sich ein Terroranschlag ereignet. Sogar eine Trauerfeier für die vielen Affen und anderen Tiere, die bei dem Brand gestorben sind, hat es wohl gegeben.

Ein bisschen Verständnis habe ich für die Leute. Als meine Kinder noch klein waren, sind wir auch oft in den Zoo gegangen. Immerhin hat man ja gar keine andere Möglichkeit, wilde Tiere so aus der Nähe zu sehen wie hier. Die Frage ist aber: Haben wir denn einen Anspruch darauf?

Gerade Menschenaffen, Orang Utans, Gorillas, Schimpansen, um die jetzt in Krefeld so getrauert wird, haben unter unserem vernichtenden Umgang mit der Schöpfung zu leiden. Wir holzen die Wälder ab, in denen sie leben, und beschränken ihren Lebensraum überall auf der Welt immer weiter.

Oder wir fangen sie und sperren sie lebenslänglich ein – was wir mit unseren eigenen Artgenossen nur tun, wenn sie als Schwerverbrecher entlarvt und verurteilt worden sind.

Wirklich tragisch ist nicht, dass das Krefelder Affenhaus abgebrannt ist. Die eigentliche Tragik besteht darin, dass es diese Art der Tierhaltung überhaupt gibt. Wer jetzt am Brandort weint, vergießt eigentlich Krokodilstränen.