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Kreuz des Südens

Wenn ich ein Produkt kaufe, obwohl ich es woanders billiger bekäme, hat das etwas mit Freiheit zu tun? Und damit, Christ zu sein?

Diese Fragen standen vorgestern im Mittelpunkt des Reformationsempfangs der evangelischen Kirchen im Saarland. Dort wurde der Evangelische Freiheitspreis Saar verliehen, in diesem Jahr an den Verein „Kreuz des Südens“ aus Saarbrücken.

Seit 30 Jahren leisten Ehrenamtliche Bildungsarbeit zur nachhaltigen Entwicklung und betreiben den Weltladen in der Nähe des St. Johanner Marktes. Über 200 Menschen haben sich seit den Neunzigerjahren für „Kreuz des Südens“ engagiert. Die Anfänge der evangelischen „Eine-Welt-Arbeit“ im Saarland reichen sogar zurück bis ins Jahr Neunzehnhundertdreiundsiebzig.

Wenn wir heute Fair-Trade-Produkte sogar beim Discounter finden, dann ist das auch ein Erfolg von Gruppen wie „Kreuz des Südens“. Ging es zu Anfang vor allem um den gerechten Handel, so gehören inzwischen ökologische Fragen, Gesundheitsaspekte oder der Kampf gegen Kinderarbeit fest ins Bildungsprogramm.

Aber was hat das alles mit Freiheit zu tun, mit Christ-Sein und mit Reformation?

Martin Luther sah christliche Freiheit nicht nur als die Freiheit von bestimmten Dingen, etwa von Mächten oder Autoritäten, sondern auch als Freiheit zu bestimmten Dingen, nämlich dazu, den Mitmenschen zu sehen und ihm – wie er es sagte – dienstbar zu sein.

Es ist also angewandte christliche Freiheit, die Mitmenschen am Anfang der Lieferkette meiner Einkäufe wahrzunehmen. Wenn ich ihnen eine faire Entlohnung ihrer Arbeit zugestehe, stärke ich zugleich ihre Freiheit. Gerechte Bezahlung befreit direkt zu einem selbstbestimmten Leben und verhindert Elend und Migration.

Aber auch ich selbst werde freier. Wenn ich ein nachhaltiges und damit teureres Produkt kaufe, dann bleibt für Wünsche weniger Geld. Damit ich darauf leichten Herzens verzichten kann, muss ich vorher Abstand gewinnen von dem Gedanken, mir alle Wünsche erfüllen zu müssen, für die mein Geld reicht. Ich werde etwas freier vom Drang immer mehr zu konsumieren, im Kopf und im Herzen.

‚Kreuz des Südens‘, so heißt das kleinste Sternbild am Südhimmel, und es ist eines der hellsten. Einst diente es den Entdeckern neuer Welten zur Orientierung und es begleitete ihren Weg in der Weite des Meeres. Was für ein Name für ein tolles Projekt und einen würdigen Preisträger.

 

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