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Kreisel

Ich fahre mit dem Auto und komme an einen Kreisverkehr. Genauer gesagt, bis kurz vor einen Kreisverkehr – denn ein Auto ist noch vor mir. Und dessen Fahrer will einfach nicht in den Kreisverkehr hineinfahren. „Oje“, denke ich, „das ist einer von jenen, für die der Kreisel erst mal eine ganze Weile leer sein muss, bevor er anfängt zu überlegen, ob er vielleicht jetzt mal so langsam losfahren könnte.“ Ich werde ungeduldig. Schon vier Mal hätte er jetzt in den Kreisel hineinfahren können. Ich fluche. Und ich schwöre: Wenn ich einmal Verkehrsminister werde, dann verdonnere ich alle Autofahrer zu zwei Stunden Fahrschule extra, nur um Kreiselfahren zu lernen. Endlich fährt das Auto vor mir in den Kreisverkehr – ich fädele schnell mit ein.

Nachts habe ich dann diesen Traum. Ich bin auf dem Lebensweg unterwegs und komme an einen Kreisverkehr. Der Kreisel ist frei, aber ich fahre nicht. Hinter mir kommt Gott in seinem Auto zum Stehen. Ich höre ihn fluchen: „Warum fährst du nicht?“ „Ich habe – eine unbestimmte Angst“, sage ich kleinlaut. „Wovor?“ „Wenn ich in diesen Kreisel fahre, muss ich eine Ausfahrt nehmen, – und die führt zu einem Gespräch, das mir sehr unangenehm ist.“ „O.k.“, sagt Gott, „dann kommst du jetzt mit in meine Fahrschule für die Lebenswege. Lektion: Fürchte dich nicht! Sei getrost und unverzagt, denn ich, dein Gott, bin mit dir in allem, was du tun wirst.“