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Knast-Restaurant

Die weiße Jacke ist hochgeschlossen bis zum Hals. Zwei Reihen Knöpfe sind auf ihr. Die Ärmel ordentlich aufgerollt. Behaarte Arme sind auf dem Bild zu sehen, die an einer großen Pfanne mit Fleisch hantieren. Der linke Unterarm ist stark tätowiert. Das Foto gehört zu einem Zeitungsartikel, in dem über ein Restaurant im Gefängnis von Volterra in Italien berichtet wird. Ein Pilotprojekt: Insassen kochen und servieren für Gäste von draußen. Das Ganze soll der Rehabilitation dienen, also der Wiedereingliederung der Häftlinge in die Gesellschaft. Dann, wenn sie irgendwann ihre Strafe abgesessen haben.

Natürlich wird diese Resozialisierungsmaßnahme kontrovers diskutiert. Bei den Insassen in Volterra handelt es sich  um Mörder, Entführer, um Mafiamitglieder, Schwerverbrecher. Die Gefängnisdirektorin weist jedoch darauf hin, dass soziale Projekte wichtig sind. Gerade weil die Männer so lange Haftstrafen verbüßen müssen. Mitarbeiten darf in dem Knastrestaurant nur, wer sich tadellos benommen hat und bisher in der Haftzeit nicht aufgefallen ist. In der Küche wird das Fleisch mit scharfen Messern geschnitten und große Fleischgabeln sind im Gebrauch. Entsprechend genau passen Wachleute auf, was da passiert.

Wer das Knastrestaurant besuchen möchte, muss sich Wochen vorher anmelden und wird überprüft. Vorbestrafte erhalten keinen Zutritt. Handys sind verboten und sollten am besten gleich zuhause gelassen werden. Die Taschen muss man leeren. Ihr Inhalt wird vor Ort eingeschlossen. „Herzlich willkommen hinter den tausend Gittern“, so die freundliche Begrüßung durch einen der Kellner. Nach dem Aperitif im Stehen geht es an die Tische. Dort liegt nicht nur aus Sicherheitsgründen Plastikbesteck. Metallbestecke sind teurer und als Souvenir aus dem Gefängnis begehrt. Die Lebensmittel spendet eine Supermarktkette. Die Weine stammen meist von toskanischen Winzern. Ca. 25 Euro kostet das Abendessen. Der Erlös dieser Abende geht an eine Wohltätigkeitsorganisation.

Für mich macht dieses besondere Knast-Projekt ernst mit dem Menschenbild, wie es die Bibel vermittelt. Unabhängig davon, was er tut, hat jeder Mensch eine unzerstörbare Würde. Und die wird hier geachtet durch das Vorbereiten auf das Leben nach der Haft. Übrigens: Der Erfolg gibt dem Projekt recht: Mittlerweile haben bereits16 ehemalige Insassen nach ihrer Haft einen neuen Beruf  in der umliegenden Gastronomie gefunden.