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Kleines Licht ganz groß

„Ich kann ihr halt nicht wirklich helfen“, sagt die Frau. Sie sitzt mir gegenüber und erzählt davon, wie schlecht es ihrer Freundin geht. Die hat zurzeit jede Menge Ärger an der Backe. „Das volle Programm“, sagt die Frau. „Ärger mit der Bank, in der Beziehung, im Job!“

Und dann erzählt sie mir alle Einzelheiten. Als sie fertig ist, sagt sie resigniert: „Ich versuche ja, sie zu unterstützen, wo es geht, aber manchmal glaube ich, es ja hat doch alles keinen Sinn. Ich kann ja nicht viel machen. Ich bin berufstätig und habe selber viel um die Ohren. Ich kann ihr zuhören oder sie mal in den Arm nehmen, wenn sie weint. Solche Sachen eben. Aber das löst keins ihrer Probleme. Das ist doch alles nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Oder was meinen Sie?“ Die Frau guckt mich fragend an.

Ich denke kurz nach und antworte ihr dann mit etwas, das Jesus mal sinngemäß so gesagt hat: „Ihr sollt Euer Licht nicht verstecken!“ Für mich ist das eine Ermutigung. Nämlich dazu, sein Licht leuchten zu lassen. Vor allem – und das ist das Entscheidende: Für andere. Denn weil die mein Licht nicht sehen könnten, wenn ich es verstecken würde, sagt Jesus, dass ich genau das eben nicht tun soll.

„Reden Sie Ihr Licht nicht klein“, sage ich der Frau. „Die Frage ist ja nicht, wie groß man selbst sein Licht empfindet. Die Frage ist, wie hell es für andere leuchtet. Das eine kann sich sehr vom anderen unterscheiden.“ Selbst, wenn ich meine, dass meine Hilfe nicht viel nützt –  mein Gegenüber kann das ganz anders empfinden und aus meiner vermeintlich winzigen Unterstützung viel Kraft und Hoffnung ziehen.

„So gesehen“, sage ich abschließend, „helfen Sie ihrer Freundin wahrscheinlich sehr!“