Kleine Momente
Je länger ich Theologie studiere, desto weniger weiß ich, was ich eigentlich glaube und was nicht. Noch weniger weiß ich, warum ich eigentlich glaube. Was erst widersprüchlich klingt, ist vermutlich ganz normal. Zweifel zu haben, kritisch zu sein, alles auch mal zu hinterfragen – das gehört nun mal dazu. Aber seitdem ich studiere, beschäftige ich mich mehr und mehr mit alten Sprachen, Bibelauslegung, Kirchengeschichte und so weiter. Je mehr Raum diese Dinge in meiner Gedankenwelt und meinem Leben einnehmen, desto weniger Platz bleibt für die Beschäftigung mit meinem persönlichen Glauben übrig.
Manchmal frage ich mich, wo der Glaube in meinem Leben eigentlich noch ist.
Aber genau dann, wenn ich am meisten zweifle, gibt es diese kleinen Momente. Momente in der Begegnung mit anderen Menschen, die ich niemals erwartet hätte. Geschichten, die mich berühren. Zuhören und Schweigen. Lachen und Weinen. Trösten und getröstet werden. Wege, die sich unerwartet kreuzen und wieder trennen. Menschen, die mir so viel bedeuten, auch wenn ich sie nicht habe kommen sehen. In diesen Momenten spüre ich es. Das Gefühl, dass ich richtig bin, wo ich bin. Dass das hier alles kein Zufall sein kann. Auch wenn es einfach klingt – in Momenten wie diesen weiß ich, dass ich den Glauben in meinem Leben nicht suchen muss.