Beiträge

Kirchen-Bashing

„Ich warne davor, sich schwache Kirchen zu wünschen“, sagt Wolfgang Thierse, der frühere Präsident des Bundestages. Und er setzt noch einen drauf: Es sei „dumm“, Kirchen für verzichtbar zu halten. Mit diesen starken Sprüchen reagiert Thierse auf eine Studie der Bertelsmannstiftung zur religiösen Lage in Deutschland.

Die große Mehrheit selbst der Kirchenmitglieder misst demnach den Kirchen keine große Bedeutung mehr zu. Man kann auch ohne Kirche Christ sein, sagen die meisten. Klar kann man das. „Aber“, sagt Thierse, „nicht lange.“ „Man kann nicht allein Christ sein, wie man auch nicht allein Mensch oder Bürger sein kann.“ Und er hat Recht. Der christliche Glaube zielt auf Gemeinschaft. Auf Gemeinschaft mit Gott und auf die Gemeinschaft der Glaubenden. Genau das ist die Kirche: Gemeinschaft der Glaubenden. Schön wär’s, sagen viele. Und dann kommt gerne das Kirchen-Bashing: Denen geht’s nur um Macht und Geld, Heuchelei überall, Unterdrückung aller möglichen Gruppen, usw.“ Auch dazu weiß Thierse etwas. Ihn ärgere „die modische Geringschätzung der Institutionen, bei der Kirche ebenso wie beim Rechtsstaat“. Und wieder hat er Recht. So manche Kritik ist einfach billig. Und ich rede ausdrücklich nicht vom Missbrauchsskandal. Der ist in all seinen Facetten unentschuldbar.

Ich mache Ihnen einen Vorschlag. Fragen Sie doch mal in Ihrem Bekanntenkreis, wer gute Erfahrungen mit der Kirche gemacht hat. Fragen Sie sich selbst. Beglückende Gemeinschaft in Chören, Kreisen und Gruppen, wichtiges soziales Lernen, Trost, Hoffnung und Wegweisung in dunklen Stunden. Ja, und auch das: seelische Erhebung.

Oder noch mal anders: Glaubt irgendjemand, dass unsere Gesellschaft besser wäre ohne Kirchen? Vielleicht brauchen wir andere Kirchen?

Na dann, dringeblieben und mitgemacht.