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Kintsugi – und die Bruchstücke des Lebens

Manches Mal erzählen mir Menschen, dass sie vor dem Scherbenhaufen ihres Lebens stehen. Ihre Beziehung ist kaputt oder sie haben ihre Arbeit verloren. Alles kaputt, in Scherben, wie ein Stapel Teller, der auf dem Boden zerschellt. So kann es sein, wenn im übertragenen Sinne viel Porzellan in einer Beziehung zerschlagen wird. Zurück bleibt ein Scherbenhaufen von zerstörten Lebensträumen, Verletzungen und enttäuschter Liebe – Bruchstücke eines Lebens.

Was kann man machen? Oft helfen ein Besen und eine Kehrschaufel, also ein Verarbeiten des Gewesenen und ein Neuanfang. Aber bleiben von Krisen, auch den bewältigten, nicht doch Spuren zurück? Erfahrungen, die zur Lebensgeschichte dazu gehören und ihren Platz bekommen dürfen? In diesem Zusammenhang möchte ich von einer ganz besonderen japanischen Reparaturmethode erzählen: Kintsugi. Kintsugi bedeutet Goldverbindung oder Goldflickerei. Die Keramik- oder Porzellanscherben werden mit einem speziellen Lack, in den feinstes Pulver aus Gold oder Silber eigestreut wird, wieder miteinander verklebt. Selbst fehlende Bruchstücke können mit einer speziellen Masse ergänzt werden, die ebenfalls Gold- oder Silberpulver enthält. Der Effekt: Die ehemaligen Bruchstücke bleiben sichtbar, sind aber mit einer kostbaren und wertvollen Naht verbunden. Dazu passt für mich das ermutigende Wort von Blaise Pascal: „Es ist nicht auszudenken, was Gott aus den Bruchstücken unseres Lebens machen kann, wenn wir sie ihm ganz überlassen.“