Beiträge

Kindermund

In der katholischen Kirche ist es in der Regel üblich, dass Kinder erst bei ihrer Erstkommunion zum ersten Mal am Abendmahl teilnehmen. Es gibt aber auch Gemeinden, bei denen während eines Familiengottesdienstes schon mal die ganzen Familien dazu eingeladen werden – also auch die Kinder, die ihre Erstkommunion noch nicht gefeiert haben. Bei einer solchen Feier reagierte ein Fünfjähriger nach dem Empfang der Hostie: „Bisschen trocken! Gibt’s die auch mit Marmelade?“ Die umstehenden Kinder kicherten; der Priester war ziemlich fassungslos und starrte die Eltern vorwurfsvoll an.

Ich weiß ehrlich gesagt nicht, wie ich reagiert hätte. Als Pfarrer wird man auf solche Situationen nicht wirklich vorbereitet. Humor ist keines unserer Ausbildungsfächer. Dabei könnte man den natürlich auch später in der Praxis lernen – z. B. von solchen unbefangenen Kindern. Mit Kindern leben heißt nun mal mit dem Risiko leben, dass sie unvermittelt sagen, was sie denken. Ob das nun in der Situation passt oder nicht.

Vielleicht war das ja der Grund, warum die Jünger einmal, als Mütter ihre Kinder zu Jesus bringen wollten, diese Kinder wegschicken wollten: weil sie Angst hatten, dass die sich nicht benehmen können und womöglich einfach aussprechen, was sie empfinden. Jesus jedenfalls hatte diese Angst nicht und lud seine Jünger ein: „Lasst doch die Kinder zu mir kommen – so wie sie sind!“

Ich hoffe, der betreffende Pfarrer lädt weiterhin zu Familiengottesdiensten ein, bei denen auch alle Kinder nach vorn kommen können. Das wäre ein Stück Jesus in der Kirche!