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Kinder (nicht) bekommen

„Bei allem, was in dieser Welt los ist, ist es doch egoistisch, Kinder in die Welt zu setzen!“ Zwei Teenager unterhalten sich miteinander im Zug hinter mir. Ich schnappe nur Gesprächsfetzen auf. Aber dieser Satz bleibt mir im Gedächtnis.

Als Hebamme begegne ich beruflich Menschen, die sich meistens bewusst für ein Leben mit Kindern entscheiden. Aus welchen Gründen diese Entscheidung getroffen wurde, erfahre ich nur selten.

In letzter Zeit erlebe ich immer mehr, dass diese Menschen sich um unsere Welt und die Zukunft ihrer Kinder sorgen. Klimawandel, Wahlergebnisse rechter Parteien, Inflation… Die Liste ist lang. Ich spreche mit jungen Eltern, die auf die Straße gehen, um für eine glücklichere Zukunft für ihre Kinder zu kämpfen. Ebenso sehe ich Familien, die sich in ihre kleine „Bubble“ zurückziehen und versuchen, die gefühlte Ruhe vor dem Sturm so sorgenfrei wie möglich zu gestalten.

Ist es also egoistisch, in unseren Zeiten Kinder zu bekommen?

Jeder Mensch, der Kinder bekommen möchte oder auch nicht bekommen möchte, hat ganz eigene Gründe dafür oder dagegen.

Ich finde es völlig in Ordnung, keine Kinder zu wollen, aus welchen Gründen auch immer. Aber die, die es tun, finde ich nicht mehr oder weniger egoistisch. Ich persönlich spüre hier Hoffnung. Auch wenn es nur ein kleiner Funken ist. Hoffnung, dass wir die Probleme der Gegenwart ernst nehmen. Hoffnung, dass in Zukunft Generationen nach uns friedlich und glücklich leben können.