Beiträge

Kinder des Lichtes

Schokolade, Mandarinen, Kaffee, Orangen, Kassetten und die Zutaten für den Stollen: Orangeat, Nüsse und Marzipan: alles wurde im Keller auf einem großen Holztisch aufgestapelt. Dann noch schnell die Weihnachtskarten geschrieben, ein paar D-Mark-Scheine dazu gesteckt und schon ging´s los: mehrere Pakete wurden sorgfältig und mit mehreren Schichten Packpapier verpackt und dann mit dem Einkaufswagen zur Post gekarrt und weggeschickt. Eins nach Halle, eins nach Dessau, eins nach Sangerhausen. Jedes Jahr habe ich mich auf diesen großartigen Moment gefreut. Und ich wusste, jetzt bald würden auch unsere Pakete ankommen:  Die Ostschokolade, die selbstgemachten Plätzchen, die Engel und Räuchermännchen aus dem Erzgebirge, die selbstgehäkelten Topflappen und die Wollsocken meiner geliebten Grosstante. Das von uns geschickte Orangeat, die Nüsse und das Marzipan liebevoll verarbeitet in einem köstlichen Stollen. Das haben wir jedes Jahr so gemacht, über die Mauer hinweg: Der Stollen, ein Ost-West Gemeinschaftsobjekt: wir die Zutaten, meine Verwandten das Backen, heiß begehrt, und allen Grenzen zum Trotz.

Diese Zeiten sind zum Glück vorbei. Es bleibt das Gefühl, dass wir uns damals auf Augenhöhe begegnet sind, zusammengearbeitet haben für etwas, worüber sich alle freuen. Es waren nicht die reichen Wessis, die hochnäsig ihre Westwaren in den Osten schickten und es waren nicht die armen Ossis, die bettelnd die Ware empfangen haben. Nein, so habe ich es nicht in Erinnerung. Es war ein liebevolles und gleichberechtigtes sich Beschenken in der Adventszeit. Die Freude war auf beiden Seiten riesengroß. Die Adventszeit wurde dadurch zu etwas Besonderem, zu einer hellen Zeit.

Das erinnert mich an das, was Jesus einmal gesagt hat: Glaubt an das Licht, solange ihr’s habt, auf dass ihr des Lichtes Kinder werdet. Die Zeit der Mauer ist vorbei, aber Licht brauchen wir in vielen Bereichen und Teilen unserer Erde und unseres Lebens. Vielleicht können wir einfach weiter Kinder des Lichtes sein und liebevoll verschenken und annehmen, da, wo es Freude bereitet.