Beiträge

Keine Rache

Der Terroranschlag in Nizza, der Putschversuch in der Türkei, das Attentat auf Polizisten in Baton Rouge (Louisiana) und der Angriff auf Fahrgäste in einem Zug in Würzburg – Kein Zweifel: Es brodelt in der Welt. Nicht, dass wir diesbezüglich verwöhnt wären, aber so voll von Gewalt wie in der letzten Woche sind die Nachrichten selten. Und auf Gewalt folgt bei vielen – mitunter verständlich – der Ruf nach Rache. Also nach neuer Gewalt. Diesmal bloß in anderer Richtung. Polizisten in den USA wollen Rache für ihre Kollegen. Präsident Erdogan will Rache an seinen Gegnern (künftig vielleicht sogar durch die Todesstrafe). Und auch für die Anschläge in Würzburg und Nizza schreien viele im Internet nach Rache.

Den Wunsch nach Rache gibt es schon, solange es Menschen gibt. Auch in der Bibel ist davon die Rede. Eine in diesem Zusammenhang gern zitierte Stelle ist „Auge um Auge, Zahn um Zahn“. Aber entgegen der weit verbreiteten Meinung geht es dabei gerade nicht um ein „Wie Du mir, so ich Dir“. Eher im Gegenteil. Es geht nicht um Rache, sondern um Schadensersatz. Wenn jemand einem anderen das Augenlicht nimmt, muss er ihm demnach genau dieses Augenlicht ersetzen. Weil das aber nicht möglich ist, muss der Täter eben anders zur Rechenschaft gezogen werden. Rache jedoch ist zu vermeiden. Denn schon zu biblischen Zeiten haben Menschen gewusst, dass sich Rache und die damit einhergehende Gewalt zu einer Spirale entwickeln können. Wenn alle Beteiligten jeweils mit Gewalt auf Gewalt antworten– dann ist klar, dass das ein Teufelskreis wird. Jesus hat die Worte „Auge und Auge, Zahn um Zahn“ daher sogar noch ausgeweitet, indem er gesagt hat: „Liebt Eure Feinde!“

Natürlich: Es kann nicht darum gehen, Leid und Schmerz der Opfer zu relativieren. Strafe muss sein. Da gibt es nichts zu diskutieren. Aber wohlgemerkt: Strafe, nicht Rache. Letztgenannte ist allein die Sache Gottes. Auch das steht in der Bibel: „Mein ist die Rache, spricht der Herr.“ Ob und wie er sie übt, das bleibt ihm überlassen. Das zu akzeptieren, ist nicht immer leicht, ich weiß. Aber es ist der einzige Weg, die Spirale von Gewalt zu vermeiden. In Nizza, der Türkei, Baton Rouge, Würzburg und überall auf der Welt.