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Kartoffelsalat

Kennen Sie den Kartoffelsalat nach Frau Maier? Steht in jedem Rezeptbuch: ein Klassiker. Bekannt und üblich sind ja Kartoffelsalat mit Majonnaise – der liegt mir persönlich allerdings meistens schwer im Magen. Und dann den warmen, mit ausgelassenem Speck. Ich sage Ihnen: alles kein Vergleich zum Kartoffelsalat nach Frau Maier. Der ist – ein Gedicht. Eine Offenbarung.

Nun, vor kurzem habe ich Frau Maier kennengelernt. Eine nette alte Dame, grauhaarig, mit Dutt. Und sie hat mir die Geschichte erzählt, die Geschichte Ihres Kartoffelsalates. Frau Maier ist Pfarrerstochter. Sie stammt aus einem evangelischen Pfarrhaus wie es heute keins mehr gibt. Offenes Haus, Kirchgangpflicht für alle Familienmitglieder. Ein evangelisches Vorzeigeprojekt. Kirchgangpflicht für alle? Nein, eine Ausnahme gab es. Wer beim Kartoffelsalatmachen half, der brauchte nicht den Vater mit seiner langweiligen halbstündigen Predigt anzuhören. Und so wurde Frau Maier, die Pfarrerstochter, zu einer begnadeten Kartoffelsalat-Spezialistin.

Tja, solche Pfarrer, die so langweilig und so lang predigen gibt es heute – natürlich! – nicht mehr; diese Zeiten sind vorbei. Also schaun Sie ruhig mal sonntags vorbei im Gottesdienst. Vielleicht inspiriert Sie ja der Prediger. Zu etwas für Sie Wichtigem, Bleibenden.

Und Frau Maier lehrt uns: sogar eine nicht gehörte Predigt kann zu erstaunlichen Ergebnissen führen.