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Jubiläumsjahr

Der Countdown läuft: In gut einem Jahr, am 31. Oktober 2017, feiert die Reformation ihren 500. Jahrestag. Bereits ab kommenden Montag beginnt die Einstimmung auf das große, runde Jubiläum: Ein ganzes Jahr wird dann mit Konzerten, Vorträgen, Diskussionsrunden, Ausstellungen und noch vielem mehr an Martin Luther erinnert. Den Auslöser der Reformation.

Luther, voller Angst vor der Hölle, fragte sich damals: Was muss ich tun, damit Gott mir gnädig ist? Die Suche nach einer Antwort führte ihn ins Kloster. Doch auch als Augustinermönch, Priester, Doktor der Theologie, Professor blieb er auf der Suche. Seine Kirche behauptete, sie wüsste Rat: Als einträgliches Geschäft verkaufte sie Ablassbriefe. Damit sollte man verstorbene Angehörige oder sich selbst vor dem Fegefeuer bewahren können. Gängiger Werbeslogan: „Wenn das Geld im Kasten klingt, die Seele aus dem Fegefeuer springt.“ In Luther wuchs die Einsicht: So kann das nicht richtig sein. Ein käuflicher Gott, zu bestechen mit Geld oder guten Taten oder Selbstkasteiungen? Sein Studium der Bibel ließ Luther etwas anderes erkennen: die frohe Botschaft: Nur glauben muss der Mensch. Dann ist er von Gott angenommen, von Schuld befreit. Gerettet. Ganz allein, weil Gott gnädig ist. Allen Menschen gegenüber, nicht nur denen, bei denen uns das passt.

Gute Taten, Nächstenliebe sind nicht der Preis für Gottes Gnade, sondern die logische Konsequenz. Wer beschenkt ist, schenkt auch gern selbst. Unerhört neu schien diese Erkenntnis, so revolutionär, dass die Kirche diesen Weg nicht gehen wollte. So war die Spaltung wohl unvermeidlich. Das ändert allerdings nichts an der Tatsache, dass in beiden Kirchen das gilt, was Jesus als das höchste Gebot genannt hat: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. So einfach! So übersichtlich! So leicht zu begreifen!

Und trotzdem zeigte die Folgezeit: Es ist allemal einfacher, für eine Religion zu kämpfen, als nach ihren Geboten zu leben. Teilweise bis heute: Da meinen immer noch manche, das angebliche christliche Abendland mit Gewalt verteidigen zu müssen anstatt damit, Menschen in Not zu helfen.  Alles im Namen des wahren Glaubens, wenn auch nicht in seinem Sinn. Und das sollte Gott gnädig stimmen? Nächstes Jahr ist der Beginn der Reformation ein halbes Jahrtausend alt. Nachdenken darf man aber heute schon. Selbst wenn man kein Christ ist.