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Die Nacht ist vorgedrungen….

Eines der schönsten Adventslieder ist für mich: „Die Nacht ist vorgedrungen…“ Der evangelische Theologe, Journalist und Schriftsteller Jochen Klepper hat es 1938 geschrieben. In einer Zeit, in der die Nazis ihre Schreckensherrschaft längst fest aufgebaut hatten. Ihr Unrechtsregime hat sich direkt auf Jochen Klepper ausgewirkt, denn er war mit einer Jüdin verheiratet. Mit ihr und den beiden Töchtern aus ihrer ersten Ehe hat er in ständiger Angst gelebt.

Zunehmend hat sich die Lage für jüdische Menschen im deutschen Reich verschlechtert. Weil sich Jochen Klepper nicht von seiner jüdischen Frau scheiden lassen wollte, hat er schließlich ein Berufsverbot bekommen. Einer Tochter gelang es noch, nach England zu emigrieren. Aber für die anderen drei war dieser Weg nicht mehr möglich. Die Deportation wurde von Tag zu Tag wahrscheinlicher. So haben Jochen Klepper, seine Frau und die Stieftochter nur noch einen Ausweg gesehen, um diesem grausamen Schicksal zu entgehen: Am 11. Dezember 1942 haben sie sich selbst getötet.

Die Nacht ist vorgedrungen. Kleppers Adventslied berührt mich vor allem wegen seiner Lebensgeschichte und seiner unerschütterlichen Treue und Liebe zu seiner jüdischen Frau und Familie. Im Lied heißt es: „Noch manche Nacht wird fallen auf Menschenleid und –schuld. Doch wandert nun mit allen der Stern der Gotteshuld. Beglänzt von Gottes Lichte, hält euch kein Dunkel mehr, von Gottes Angesichte kam euch die Rettung her.“