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Jesus und die Frauen

Als Pfarrer mach ich ja so allerlei Geburtstagsbesuche in meiner Gemeinde. Und auch wenn ich nur selten das zweite Stückchen Kuchen abwehren kann, finde ich diesen Besuchsdienst wirklich genial. Ganz ungezwungen kann man da miteinander ins Gespräch kommen – über Gott, die Welt, Politik und über das eigene Leben.

Manchmal, da driften diese Gespräche aber auch in eine wirklich komische Richtung ab. Und bei meinem letzten Besuch, da kam ganz plötzlich das Thema „Gleichberechtigung“ aufs Tapet. Am Anfang ging es noch ganz unschuldig über Ehe und wie sehr die heutzutage ihre Bedeutung verlieren würde. Dann über den Sinn und Unsinn von Frauenquoten und dass die ja eigentlich in die Küche gehören würden – und dass es ja schon in der Bibel heißt: „Der Mann soll über die Frau herrschen“.

Ich habe dann gefragt, was wohl Jesus zu diesem ungezwungenen Geburtstagsplausch gesagt hätte. Also der Jesus, der als Herr und Meister Füße wäscht. Der Jesus, der mit den Ausgestoßenen zu Abend isst. Der Jesus, der uns Brüder und Schwester nennt und uns einander Lieben lehrt. Was hätte der wohl dazu gesagt, wenn er gesehen hätte, mit wie viel Häme und Selbstgerechtigkeit und Übermut da Brüder, Väter und Ehemänner das Schicksal ihrer Schwestern, Frauen und Töchter besiegeln?

Und ganz ehrlich? Die verschämten Blicke und das betretene Schweigen – und vor allem das Lächeln der Frauen am Tisch – das war umso viel köstlicher als der Kuchen je hätte sein können.