Beiträge

Ist das gut!

Mann, is das gut, wenn Menschen aus allen Ländern dieser Welt zu uns nach Deutschland kommen und mit uns leben. Das habe ich in dieser Woche gleich mehrfach festgestellt. Ich erzähle mal:

Anfang der Woche war ich in Heidelberg, ambulanter Gesundheitscheck in der Uniklinik. Wegen des frühen Termins bin ich am Vortag angereist, ein wenig Stadtbesichtigung und mit den Touristenströmen mitschwimmen und dann eine Nacht im Hotel. Eine vierköpfige japanische Familie kommt morgens in den Frühstücksraum. Mama, Papa und zwei Teenager, die zusammen etwa vier Wörter Englisch sprechen können, wie sich bald herausstellt. Denn ein Angestellter des Hotels spricht sie an, ein junger freundlicher Mann. Der hat mir eben erzählt, dass er erst vor einem knappen Jahr aus Indien nach Heidelberg gekommen ist. Tja, der kann zwar ein paar Wörter mehr auf Englisch. „Ju want Koffi? Wie hav Kappudschinn, Latte or normel Koffi“. Aber: verständnisloses „Hai, Hai“ der japanischen Familie. Nun, schließlich gingen alle gemeinsam zum Kaffeevollautomaten und klärten die Sache. Herrlich. Völkerverständigung morgens um halb Acht.

Nach den Untersuchungen in der Klinik hatte ich bis zur Abfahrt meines Zuges noch reichlich Zeit. Und großen Hunger. Ich beschloss, das gute Ergebnis des Gesundheitschecks in der Sonne vor einem Brauhaus zu feiern – mit einem Schweinsbraten und dazu passendem Getränk 😉. Am Nebentisch sitzen zwei junge Männer, jeder mit einem Maß Bier vor sich. „Komm, wir stoßen an, Bro!“ sagt der Blonde zu dem mit den dunklen Haaren. Und dann erzählen sie sich gegenseitig, was Biertrinken auf Arabisch bzw. Russisch heißt. Nach dem nächsten Schluck aus den Gläsern wippen ihre Köpfe im gleichen Takt zur Musik, die das Handy des Blonden in die Ohrstöpsel schickt Die haben sie brüderlich geteilt. Jeder hat einen im Ohr.

Zurück im Saarland hat mich das Thema Gesundheit nicht verlassen. Nun nicht mehr in eigener Sache, sondern wegen meines Vaters. Der ist über 90 und zurzeit in einer Reha-Klinik im schönen Weiskirchen. Neues Hüftgelenk. Der alte Herr wird dort wieder beweglich gemacht. Anfangs tat er sich schwer mit den Pflegekräften in allen Hautfarben von allen Kontinenten dieser Erde. Pfälzer waren übrigens auch drunter 😉. Aber nach ein paar Tagen hat er sich gefreut und mit Namen begrüßt: die Rosa aus Mexiko, den Rahul aus Indien, den Rafiq aus Syrien und die Nala aus dem Kongo. Ach ja, und Kerstin, die in Landau geboren wurde, die natürlich auch.

Warum ich Ihnen das erzähle? Weil es mir mit Verlaub auf den Sack geht, wenn der Vorsitzende einer Partei im Saarland mit einem T-Shirt auftritt, wo draufsteht „Unser Volk zuerst“ und von „Remigration“ schwadroniert.

Denn zunächst: sind das Menschen, die wir hier dringend brauchen. Zweitens leben sehr viele schon sehr lange hier mit uns, manche inzwischen mit deutschem Pass. Sind also auch „Volksdeutsche“! Und vor allem: es sind verdammt ordentliche und nette Typen.

 

Hier der Link zur Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=130550