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Internationaler Tag der Toleranz

Ich möchte eine Geschichte erzählen: „Eine ältere Frau kauft sich im Schnellimbiss eine Suppe, trägt sie an einen Stehtisch, hängt ihre Tasche darunter. Dann geht sie zur Theke und holt einen Löffel. Als sie zurückkommt, steht an ihrem Tisch ein dunkelhaariger Mann, der ihre Suppe löffelt. ´Typisch Ausländer, was fällt dem ein?´, denkt sie entrüstet, drängt sich neben ihn, sieht ihn wütend an und taucht ihren Löffel ebenfalls in die Suppe. Sie sprechen kein Wort. Nach dem Essen holt der Mann für sie beide Kaffee, dann verabschiedet er sich. Erstaunt und mit einem Lächeln bedankt sich die Frau, aber als sie gehen will, hängt ihre Tasche nicht mehr am Haken. Also doch ein fieser und hinterhältiger Dieb, das hat sie ja gleich gewusst. Wütend schaut sie sich um – und sieht unterm Nachbartisch ihre Tasche hängen – und ihren Teller, mit der inzwischen kalt gewordenen Suppe.“

Eine nette Geschichte, die doch die Augen für die eigenen Vorurteile öffnen hilft.

Und gut zum heutigen 16. November passt. Denn heute, vor 28 Jahren, am 16. 11. 1995, haben 185 Mitgliedsstaaten der UNESCO die Erklärung der Prinzipien der Toleranz unterschrieben. Der internationale Tag der Toleranz will seitdem an jedem 16. November weltweit Menschen daran erinnern, dass ein gutes und gelingendes Miteinander von verschiedenen Menschen mit unterschiedlichen Kulturen und Religionen durchaus möglich ist. Nämlich dann, wenn Menschen sich respektieren und gegenseitig die Würde und Menschenrechte der Mitmenschen achten. Das fängt schon im Kleinen an, wie die Geschichte von der älteren Frau und ihrer „Suppen-Erfahrung“ erzählt. Es gilt ehrlich hinzuschauen und die eigenen Vorurteile wahrzunehmen. Solche Vorurteile können dann zu „vorläufigen Urteilen“ werden, die durch das nähere Kennenlernen eines anderen Menschen und seiner Geschichte oder ihrer Herkunft überprüft werden können. Der heutige 16. November als Tag der Toleranz setzt in diesen bewegten, herausfordernden und verstörenden Zeiten ein großes Ausrufezeichen: Es ist möglich, dass wir Menschen in gegenseitiger Achtung und damit in Frieden, Gerechtigkeit und Freiheit miteinander leben können!

 

Der Link zur Mediathek: https://www.sr-mediathek.de/index.php?seite=7&id=133985