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In einer Tour aufregen

Es ist schon wahr: Man könnte sich in einer Tour aufregen. Wer es will und ein bisschen Talent mitbringt, findet immer einen Grund. Ringsum lauern böse Leute darauf, uns etwas Schlimmes anzutun. Von den kleinen Nadelstichen ganz abgesehen, die uns das Leben schwer machen sollen – und es oft ja auch tun. Und wir selbst? Wir tun doch keiner Fliege was zuleide. Die Welt ist schlecht und ungerecht.

In der Bergpredigt hat Jesus einen Vergleich angestellt, der zwar nicht in jedem Fall ins Schwarze treffen muss, aber immer eine Überlegung wert ist. Er sagt: Warum siehst du im Auge deines Mitmenschen den Splitter, aber im eigenen Auge nicht mal den Balken? Schaff doch den erst mal raus! Wenn du dann klar siehst, kannst du auch den Splitter aus dem Auge deines Mitmenschen ziehen.

Es ist so einfach, anderen Leuten am Zeug zu flicken, sie in Bausch und Bogen zu verurteilen. Aber zu jammern, wenn man mit denselben Maßstäben gemessen wird. Können Sie sich wirklich ernsthaft vorstellen, dass die Menschen Ihnen Böses wollen? Ich nicht. Will zum einen sagen: Ich habe keine bösen Absichten, zumindest sind mir keine bewusst. Und zum andern: Nach meiner Erfahrung sind nicht alle, aber doch die meisten anderen Menschen friedlich und umgänglich.

Natürlich: Es gibt Temperamentsunterschiede. Manche reagieren früher, manche heftiger, und andere vergessen nicht so schnell. Ob zu Recht oder zu Unrecht, das ist wieder ein Thema für sich.  Aber ohne übergroße Lust am Beleidigtsein, Freude am Gekränktsein oder Sucht, sich für verfolgt zu halten wächst die Chance, in einer sympathischeren Welt zu leben. Man könnte sich in einer Tour aufregen. Dazu verpflichtet ist man nicht.