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In die Mitte gestellt

Es herrscht gute Stimmung. Zusammen mit ein paar anderen Erwachsenen bin ich mit vielen Jugendlichen auf einer Freizeit. Wir wandern, diskutieren, essen gemeinsam und haben miteinander Spaß. Nur einer steht immer etwas im Abseits. Er ist ruhig, spricht nicht viel, ist am liebsten allein. Die anderen bewegen sich in kleinen Gruppen, er immer hinterher, irgendwie mit dabei, aber doch nicht richtig. Wir Erwachsenen machen uns Sorgen, überlegen, wie wir ihn mehr integrieren können, und doch geht das Programm weiter.

An einem der nächsten Tage sprechen wir darüber, was wir Gott einmal gerne sagen würden. Die Jugendlichen überlegen. Alle schreiben ihre Gedanken auf je eine Karte. Ich lese  zum Beispiel „Danke, dass es Dich gibt“ oder „Danke, dass Du immer für mich da bist.“ Es ist schön, diese Karten anzusehen, sie sind mit Liebe gemacht, die meisten voller Farben, ganz lebendig. Alle hängen die Karten an einen mit Helium gefüllten Ballon und dann kommt der große Moment: Wir lassen alle gemeinsam unsere Botschaften gen Himmel fliegen. Es ist ein tolles Bild, 50 bunte Luftballons, die immer höher in die Luft schweben. Nur einer fliegt nicht hoch. Der Ballon hat Mühe, die Karte in den Himmel zu tragen. Schließlich verfängt er sich in einem Baum. Es ist der Ballon des Jugendlichen, der immer etwas im Abseits steht. Ich schimpfe innerlich und denke: Warum ausgerechnet sein Ballon? Doch dann sehe ich, wie die anderen seinen Ballon aus dem Baum holen, wie sie sich alle um ihn herumstellen, seinen Namen rufen und ihn anfeuern, ja, auf einmal steht er ganz in der Mitte, er ist umringt von der Aufmerksamkeit und der Liebe der anderen und dann fliegt er hoch, sein Ballon, ganz kräftig, ganz schön.

Und ich denke nur: Danke, lieber Gott, deine Wege sind meistens nicht meine, aber sie sind meistens genial, voller Überraschungen, ganz bunt. Ich lasse die Sorge um diesen Jugendlichen los, wie den Ballon. Ich weiss, dass Gott den richtigen Weg für ihn finden wird.