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Immer wieder aufstehen

Wie habe ich als Kind mein erstes Stehaufmännchen bestaunt! Man kann es umlegen, umwerfen. Schläge, egal wie wuchtig oder gut gezielt, steckt es weg. Kaum liegt es am Boden, da richtet es sich schon wieder auf. Wackelt noch etwas und steht bereit für die nächsten Schläge.

Das gilt aber nicht nur für die bunten Plastikfigürchen, mit denen Kinder spielen. Stehaufmännchen – und selbstverständlich auch Stehauffrauchen – gibt es unter Menschen ebenso. Fast alles stecken sie weg und sind, als sei nichts geschehen, ganz die Alten. So scheint es zumindest – von außen gesehen.

Und ich staune. Mir macht es Mühe, wieder auf die Beine zu kommen. Ich vergesse nicht so schnell und weiß, meine Kraftreserven sind beschränkt. Ich bin also kein Stehaufmännchen und möchte wohl auch keines sein. Denn ob Stehaufmännchen, dem äußeren Schein entsprechend,  immer auch innerlich so rasch im Lot sind, ich bezweifle das. Manches perlt halt nicht einfach ab, lässt sich nicht abschütteln oder beiseite schieben.

Wie auch immer: Wer mit ihnen zusammenstößt, wundert sich. Mancher ärgert sich oder wird aggressiv, wenn er ihnen nichts anhaben kann. Gerade ihre scheinbare Unempfindlichkeit reizt dann dazu, es ihnen doch mal zu zeigen. Ob wohl jedes Stehaufmännchen mit seiner besonderen Gabe glücklich ist? Vielleicht liefe es ja lieber weg – und kann nicht, weil seine Füße in dem schweren Gewicht eingegossen sind? Selbst wenn sie so tun, als brauchten sie sowas nicht: Auch sie haben Anspruch auf Rücksicht, auf Nächstenliebe. Vielleicht sogar gerade sie.