Im Grunde gut?

Im Grunde gut. Eine ganze Reihe von Wissenschaftlern sieht das so: Im Grunde ist der Mensch gut. Stimmt nicht, sagt die Bibel: „Das Dichten und Trachten des menschlichen Herzens ist böse von Jugend an“.
Für beide Auffassungen über das Wesen des Menschen gibt es starke Belege.
Nur ein Beispiel für den „im Grunde guten“ Menschen: In Spanien fanden Forscher den Schädel eines schwerbehinderten Kindes, das vor etwa 200.000 Jahren gelebt hat. Unter normalen Umständen hätte dieses Neandertalerkind keine Überlebenschance gehabt. Dass es immerhin sechs Jahre alt wurde, ist nur mit der Fürsorge des Clans erklärbar. Da wurden aus reiner Menschenfreundlichkeit Ressourcen aufgewendet, die dann woanders gefehlt haben. Schon die Neandertaler waren „im Grunde gut“- das hat mich beeindruckt. Und andererseits genügt der Blick in eine x-beliebige Nachrichtensendung als Beleg dafür, dass der Mensch „böse von Jugend an“ ist. Und auch diese Sicht auf den Menschen wird von Teilen der Wissenschaft bestätigt. Der Mensch ist des Menschen Wolf. Es war nie anders.
Was also ist der Mensch? Im Grunde gut? Oder böse von Jugend an? Im Moment, so scheint es zumindest, ist das Böse auf dem Vormarsch. Es gibt starke Kräfte, nicht nur bei uns, die leben vom Ressentiment, vom Schüren der Angst, von der maßlosen Übertreibung, der schamlosen Lüge und dem blanken Hass. Die vergiften das gesellschaftliche Klima und den politischen Diskurs. Aber, so muss man ja nicht sein. Neuere psychologische Studien zeigen deutlich, dass Freundlichkeit und Großzügigkeit die Menschen nicht nur glücklicher machen, sondern die Welt besser. Ist ja eigentlich auch logisch. Überraschend daran ist nur, dass es uns überrascht. Und dass es uns oft so schwer fällt, danach zu handeln. Ein weiser Mann lehrte einst seinen Schüler: „In mir tobt der Kampf zwischen zwei Wölfen. Der eine ist böse – grausam, gierig und rücksichtslos. Der andere ist gut – fürsorglich, friedfertig und großzügig. Die beiden Wölfe kämpfen auch in dir. Sie kämpfen in jedem Menschen.“ „Meister“, fragte der Schüler, „welcher Wolf wird gewinnen?“ Der Weise lächelte und antwortete: „Es gewinnt der Wolf, den du fütterst.“
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