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Ich traue der einen Nacht

Schon wieder hat ein neues Jahr begonnen. Gerade noch habe ich Weihnachtslieder gesungen und der Schein der Kerzen genossen. Den Tannenbaum. Die Geschenke. Den Duft und die Wärme und die Nähe! Und nun? Hat mich der Alltag beinahe schon wieder. – Was bleibt von der einen Heiligen Nacht?

„Die Weisen sind gegangen. Der Schall verklang, der Schein verging, der Alltag hat in jedem Ding nun wieder angefangen, nun wieder angefangen“,

hat der Lehrer und Schauspieler Gerhard Valentin 1965 getextet. Ein Gedicht, das von der Rückkehr in den Alltag handelt.

Der Wanderstern verglühte, kein Engel spricht, kein Schäfer rennt, und niemand beugt sich und erkennt die Größe und die Güte, die Größe und die Güte. Wie lässt sich das vereinen: der Stern war da, der Engel rief, der Schäfer mit den Weisen lief und kniete vor dem Kleinen, und kniete vor dem Kleinen?”

Die Text lädt ein, das Gute der vergangenen Tage nicht zu vergessen. In den Worten höre ich Fragen, erwartungsvoll und beklommen, was die vor mir liegenden Tage bringen mögen. Ich werde erinnert an die Wirklichkeit der Welt, die nackten Tatsachen von Krieg, Vertreibung und Flucht, die mich manchmal an der Güte Gottes zweifeln lassen.

Seit Weihnachten aber gilt: Gott stellt sich den Tatsachen. Er geht am Leid nicht vorbei. Jesus Christus, der „Heiland und Herr“, ist nackt wie ich, nackt wie wir alle – zur Welt gekommen.  Vor dem kann ich „knien“. Gerhard Valentin weiter:

“Auch sie sind nicht geblieben, die beiden mit dem kleinen Kind. Ob sie schon an der Grenze sind, geflüchtet und vertrieben, geflüchtet und vertrieben?”

Maria und Josef mussten mit dem Kleinkind flüchten, über die ägyptische Grenze, ins Exil. So wie sie sind heute viele Menschen auf der Flucht. Suchen Zuflucht, Sicherheit, Leben hier bei uns. Auch 2017 wird das so sein. Gott kennt das und will helfen. Durch uns. Durch Menschen wie Sie und mich. Am Schluss seines Gedichts überlegt Gerhard Valentin:

“Was soll ich weiter fragen. Ich habe manches mitgemacht – wem trau ich mehr: der einen Nacht oder den vielen Tagen, oder den vielen Tagen?”

Nein, Weihnachten ist nicht vorbei. Weihnachten geht weiter. Ich traue dieser einen Nacht. Auch in diesem neuen Jahr!