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„Ich rede nicht von Drogen, ich rede von der Freiheit.“

Letzte Woche wurde in Saarbrücken ein 41-Jähriger tot aufgefunden.
Gestorben an einer Überdosis. Er ist der 14. Drogentote im Saarland
seit Januar. Damit droht 2018 eine ähnlich hohe Zahl an Drogentoten
wie im vergangenen Jahr. Da waren es insgesamt 29. Politiker und
Gesundheitsexperten diskutieren, was man tun kann.

Viele Suchtkranke sterben nach einer langen Drogenkarriere, deren
Ursprung schon in früher Jugend liegt. Am Anfang steht das
Ausprobieren von Alkohol, Cannabis oder was auch immer zu
bekommen ist. Am Anfang steht die grundsätzliche Haltung zu
Suchtmitteln als Problemlösung. Am Anfang steht Sorglosigkeit.

Ich bin Schulpfarrer. Jedes Jahr darf ich auf die gleiche Frage
antworten: „Herr Kahlen, warum machen wir Drogen eigentlich in
Reli. Gehört das nicht in Bio und Chemie?“ Ich lese dann den
Anfang der Zehn Gebote vor. Gott spricht: „Ich bin der Herr, dein
Gott, der ich dich aus Ägypten aus der Knechtschaft befreit habe.“

Übersetzt in unsere Zeit kann das heißen: „Ich, Gott, will deine
Freiheit, Mensch. Du sollst kein Sklave sein. Mach‘ dich nichts
selbst zum Gefangenen deiner eigenen falschen Entscheidungen.“

„Wenn ihr mich fragt“, sage ich den Schülern, „warum wir in Reli
über Drogen reden, dann ist meine Antwort: Ich rede nicht von
Drogen, ich rede von der Freiheit. Wer nicht mehr ohne Zigarette
leben kann, ohne seinen Drink oder was auch immer, hat ein Stück
seiner Freiheit schon aus der Hand gegeben.“

Klar: Jugendliche mit Problemen können dafür immer falsche
Lösungswege finden. Das wird mitunter wohl auch die beste
Prävention nicht verhindern können. Aber sollte ich deswegen darauf
im Unterricht verzichten?

Tatsächlich gehört Suchtprävention im neuen saarländischen
Lehrplan für Evangelische Religion an Gymnasien nicht mehr zu
den ausgewiesenen Pflichtthemen. Das verbietet zwar nicht, sie
weiter anzubieten. Aber die Zeit, die vorher fest vorgeschrieben war,
muss man sich nun nehmen.

Ich finde, als Lehre von der Freiheit darf die Suchtprävention auch in
Zukunft nicht unter den Tisch fallen. Schon einen einzigen
Drogentoten damit zu verhindern, würde allen Aufwand dazu
lohnen.