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Ich kann keine Abstiege

Ich kann keine Abstiege. Es ist einfach immer das gleiche. Ich komme den Berg hoch, aber nur mit zittrigen Beinen und viel innerer Überwindung wieder runter.

Wie letztens im Urlaub. Als ich den Gipfel sehe und mir den vor mir liegenden Aufstieg vorstelle, denke ich noch: Kinderspiel. Aber von wegen Kinderspiel. Schon beim Aufstieg alle Steine und Felsen glitschig vom Regen am Vortag. Ich muss große Höhenunterschiede überwinden, die viel größer sind, als ich Beinlänge habe. Am Gipfelkreuz angekommen, wächst die Angst. Wie soll ich da wieder heil unten ankommen? Ich kann keine Abstiege. Nur mit größter Mühe und der Hilfe meines Mannes, der meinen Fuß beim Rückwärtsgehen auf die richtigen Stellen setzt, ist ein Abstieg möglich. Im Schneckentempo. Unten angekommen, bin ich mit den Nerven am Ende. Und ich schäme mich. Beim Absteigen auf Hilfe angewiesen sein und sichtbar keine Heldin. Ich kann keine Abstiege.

Ich tröste mich mit einem biblischen Vers:  Gott wird deinen Fuß nicht gleiten lassen und der dich behütet, schläft und schlummert nicht.  Und ich spüre: in diesem Moment am Berg hat wirklich jemand meinen Fuß nicht gleiten lassen. Obwohl ich doch keine Abstiege kann.