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Hoffnung auf Gott und Kraft für den Frühling

(gesprochen von Jörg Metzinger)

’s ist Krieg! ’s ist Krieg! O Gottes Engel wehre,
Und rede Du darein!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!

Was sollt ich machen, wenn im Schlaf mit Grämen
Und blutig, bleich und blaß,
Die Geister der Erschlagnen zu mir kämen,
Und vor mir weinten, was?

Wenn wackre Männer, die sich Ehre suchten,
Verstümmelt und halb tot
Im Staub sich vor mir wälzten und mir fluchten
In ihrer Todesnot?

Wenn tausend tausend Väter, Mütter, Bräute,
So glücklich vor dem Krieg,
Nun alle elend, alle arme Leute,
Wehklagten über mich?

Wenn Hunger, böse Seuch und ihre Nöten
Freund, Freund und Feind ins Grab
Versammelten, und mir zu Ehren krähten
Von einer Leich herab?

Was hülf mir Kron und Land und Gold und Ehre?
Die könnten mich nicht freun!
’s ist leider Krieg – und ich begehre,
Nicht schuld daran zu sein!

Dies über 200 Jahre alte Lied ist für mich Ausdruck aller Sehnsüchte, die ich teile, seit die Ukraine in den Krieg gezogen wurde. Der Dichter Matthias Claudius leidet am Krieg und wehrt sich mit Worten gegen ihn: Klage und Hilflosigkeit, weil alles Tun so vergeblich scheint, all das berührt mich und lässt mich für heute Morgen nach Worten der Stärkung, des Gebetes suchen.

Denn: Bilder und Nachrichten erreichen uns in unübersehbarer Fülle und mir stellt sich die Frage: hätten wir, unser Land, hätte ich, Frau eines freien Landes etwas ändern können? Es gilt ja, dennoch hier weiterzuleben, zu arbeiten, handlungsfähig zu bleiben. Ich will dabei nicht außeracht lassen, wie Kinder und Frauen und Männer von diesem Krieg gequält sind, sterben oder fliehen müssen. Mir kommt außer den alten Dichterworten auch ein Psalmvers in den Sinn:

Gott ist der Gedanke, der mir eine neue Hoffnung gibt! Gott ist die Kraft, die mich in meiner Furcht nicht fallen lässt!

Mich machen die von menschlichen Schicksalen, die mich erreichen, betroffen und still: Gott, es ist Krieg! Aber Gott, Du stellst uns doch auch alle ins Leben, in den Alltag unserer Familien, an unsere Arbeitsplätze. Außerdem wird Frühling, die Vögel zwitschern neben steigenden Coronazahlen und den Kriegsmeldungen: Gottes Engel möge wehren und darein reden, damit Friede werde! Wir Menschen mögen erfahren, wie Hoffnung sich ausbreitet und Frühling werden kann für unsere Seelen!

Wie sehr teile ich die Sehnsucht des lang verstorbenen Dichters, Gottes Engel möge allem Kriegshandeln wehren und ich nicht schuld daran sein, was gerade geschieht. Und damit meine ich wie er kein billiges Herausreden: Matthias Claudius trifft das Gefühl, globalen Mächten mit meiner Friedenssehnsucht machtlos gegenüber zu stehen. Aber ich halte an Gott fest, der mich mit Hoffnung stärkt und alle Menschen auf der Welt nicht fallen lässt!