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Himmlischer Ort

Oh ja, diesen Ort gibt es wirklich: Maria arbeitet hier. Sie stammt aus Kalabrien. Das liegt an der Spitze des italienischen Stiefels. Und ihre Oma kann phantastisch kochen, erzählt sie. Auf das Rezept des Wildschweinbratens habe ich zwar lange warten müssen. Aber jetzt ist es da. Auf Italienisch und von Maria ins Deutsche übersetzt.

Melina kommt irgendwo aus dem Osten. Weißrussland vielleicht. Oder aus der Ukraine. So genau habe ich noch nicht nachgefragt. Sie ist immer gut drauf und lacht viel. Ihre zum Pferdeschwanz zusammengebundenen Haare wedeln dabei hin und her.

Ali kommt erst nach vorne zu den anderen, wenn seine Schicht zu Ende ist. Wenn in der Küche wieder alles glänzt und strahlt. Er kann noch nicht so gut Deutsch. Dafür ist er zu kurz da. Alkohol trinkt er nie. Und spät abends fährt der Bus nicht mehr in sein Dorf. Da muss ihn halt jemand hinbringen.

Mo, so nennen ihn alle, dabei heißt er eigentlich Mohamed, ist für mich ein Phänomen. Gerade einmal ein knappes Jahr hier, spricht er fließend deutsch. 2000 Kilometer sei er zu Fuß gegangen, erzählen die anderen, von Griechenland bis hierher. Mit seinen Fragen, was Christen eigentlich Weihnachten feiern, bringt er die anderen in Verlegenheit.

Und da sind noch Matthias und Jens. Beide sind hier aufgewachsen. Der eine studiert. Der andere besucht eine Fachoberschule.

Alle diese Menschen arbeiten in einem Restaurant, um sich ein wenig Geld nebenher zu verdienen. Und ich sitze dort am Tisch und genieße das tolle Essen und die guten Getränke – und die netten Menschen.

„Vergesst die Gastfreudschaft nicht. Denn auf diese Weise haben schon manche, ohne es zu wissen, Engel als Gäste aufgenommen“ – aus dem Hebräerbrief stammt dieser Satz. Er erinnert daran: Engel können ganz unscheinbar sein. Sie sind verwechselbar. Leicht können sie uns wie normale Menschen erscheinen. Um einen Engel erkennen zu können, muss ich mich auf Unbekannte einlassen.