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Himmlischer Hermann

„Hier, das ist für Dich! Aber erst zuhause auspacken, klar!“ sagt ein Bekannter zu mir. Zuhause angekommen, kann ich es kaum erwarten, endlich nachzusehen, was in dem Päckchen drin ist. Es ist ein kleines Glas mit seltsamem Zeug darin und einem Zettel. Ich beginne zu lesen: „Heute bekommst Du Deinen Hermann.“ Aha, diese Masse im Glas heißt also Hermann. Ich lese weiter: „Hermann fühlt sich in einem hohen, mit einem Tuch abgedeckten Gefäß im Kühlschrank am wohlsten. Am 1. Tag hat Hermann großen Hunger. Füttere ihn mit einer Tasse Mehl, einer Tasse Milch und 1/2 Tasse Zucker und rühre ihn gut um! Vom 2.-4. Tag wird er einmal täglich umgerührt. Am 5. Tag ist wieder “Fütterung”. Vom 6.-9. Tag möchte er wieder kräftig durchgerührt werden. Der 10. Tag ist Hermann-Backtag: Jetzt wird mir klar: „Hermann“ ist ein Teig. Man kann ihn vermehren und an andere weitergeben, so wie bei einem Kettenbrief, halt eben nur in Teigform.  So breitet sich „Hermann“ immer weiter aus!

Etwas ganz Ähnliches erzählt Jesus in einer Beispielgeschichte: „Das Himmelreich“, sagt er, „gleicht einem Sauerteig, den eine Frau nimmt und unter einen halben Zentner Mehl mengt, bis er ganz durchsäuert ist.“ Auch hier das gleiche Prinzip: Teig wird vermehrt. Übertragen auf das Himmelreich heißt das: Es wird größer. Immer mehr Menschen kommen auf den Geschmack dieses „Hermanns“. Gewissermaßen ein Kettenbrief des Himmels. Denn er funktioniert genauso: Ein Mensch bekommt etwas vom Himmel ab, den Glauben. Der stillt zunächst einmal den eigenen Hunger nach Gott und Orientierung im Leben. Der Glaube wächst, wird größer. Und dann wächst auch der Impuls vom „Himmels-Hermann“ abzugeben, vom Glauben zu erzählen, vielleicht den Enkeln, in einem Hauskreis oder in einer Gruppe in der Kirchengemeinde.

Klar, wie bei jedem Kettenbrief gibt es immer auch Menschen, bei denen das Ganze ins Leere läuft. Letztlich liegt an jedem einzelnen selbst, ob er Hermann füttert oder verhungern lässt.  Aber wer sich für das Füttern entscheidet, der muss es dann eben auch tun: z.B. durch einem Gottesdienstbesuch, dem Lesen in der Bibel, im Austausch mit Mitgläubigen oder durch das Hören von Innehalten, hier auf SR2. Denn nur wer seinen Hermann gut pflegt, kann anderen davon abgeben.