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Hexennacht

Heute abend ziehen sie wieder durchs Viertel: Viele Kinder und Jugendliche, die pünktlich zur Hexennacht Schabernack treiben möchten. Man ist gut beraten, nichts draußen stehen zu lassen, denn das könnte morgen früh woanders stehen; ebenso könnte sich dann auch Klopapier oder Rasierschaum an Briefkästen oder Haustüren finden.

Doch damit nicht genug: In ländlichen Gegenden werden heute beispielsweise noch Türen ausgehängt und zum frisch aufgerichteten Maibaum gebracht oder Heuwagen zerlegt und auf dem Scheunendach wieder zusammen montiert. Klar, die Grenze zwischen Spaß an Streichen und Sachbeschädigung ist manchmal fließend. In jedem Fall sollte man großzügig sein, sollte es klingeln und drei, vier Verkleidete davor stehen und Süßigkeiten verlangen. Ich hab mich immer über die fröhlichen Kinder gefreut, die es nicht erwarten konnten, in der Dämmerung endlich raus zu dürfen, um mit drei, vier anderen zu hexen, das heißt: den einen oder anderen Streich zu spielen.

Die Maibräuche sind alt und weit verbreitet, dafür gibt es gute Gründe. Wer freut sich nicht, wenn endlich wieder Frühling ist, die Lebensgeister erwachen, es grünt, blüht und wächst. Nicht nur in der Natur, sondern auch in einem selbst. Vorbei der Winter mit seiner dunklen Stimmungslage, man hat wieder Lust raus zu gehen. In manchen Gegenden ist jetzt der letzte Termin, um die Wintergeister in großen Feuern zu verbrennen. Zugleich wurde früher im Zeichen der  Maibäume ein Auge auf hübsche Mädels und Jungs geworfen. Maitanz, der Sprung von Brautpaaren übers Maifeuer, Wanderungen – all das zeigt: Menschen erleben den Frühling als beglückend, befreiend, als Ja zum Leben. Als Grund, für all das dankbar zu sein, denn Jahreszeiten und Wetter gehören zu dem, was wir nicht bestimmen können.

Dankbarkeit aber sucht ein Gegenüber. Früher haben die Menschen in diesem Zusammenhang die Götter angerufen, personale Naturgewalten. Der christliche Glaube hat sich damit früher ein wenig schwer getan, weil er in Konkurrenz zu den alten Naturreligionen stand. Das ist vorbei. Gott zu danken für ein fröhliches Wochenende, für sonnige Tage, Gesundheit und Harmonie im persönlichen Umfeld – das darf für uns selbstverständlich sein. Gott sei Dank!