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Herzensbildung

Das Bildungsniveau in Deutschland geht zurück. Nach Jahren des Anstiegs sind die Zahlen im vergangenen Jahr erstmals wieder gesunken. Weniger Abiturienten. Weniger mittlere Schulabschlüsse. Mehr Schulabgänger ohne Abschluss. Die Zahlen sind noch nicht gravierend – aber es gibt einen Trend. Ist das ein Grund zur Sorge? Wohl schon.

Mehr Sorge allerdings macht mir der Rückgang an Herzensbildung. Die Menschen waren früher auch keine Engel. Aber wie oft und wie selbstverständlich heute Menschen in den sozialen Netzwerken niedergepöbelt werden, wie völlig bedenkenlos Lügen verbreitet werden, das finde ich erschreckend. Die kranke Lust am Hass macht mir schon Angst. Mein Eindruck ist, viele Leute wissen immer weniger, was ok ist, und was nicht. Sie haben es nie gelernt.

Werte müssen erlernt werden, Persönlichkeit entwickelt, die Herzen gebildet. Das geschieht gewiss auch in Kitas und Schulen, in der Berufsausbildung und an den Universitäten. Und alles, was wir da investieren, ist gut angelegt. Aber wenn die Entwicklung der Persönlichkeit und die Bildung der Herzen nicht im sozialen Umfeld anfangen, steht das Bildungssystem auf verlorenem Posten. Es braucht die Familien, den Freundeskreis, die Dorfgemeinschaft, die Vereine, usw.

Und, Achtung! Es braucht die Kirchen. Jedenfalls ist das meine Erfahrung. Es liegt mir fern, Missstände in den Kirchen klein zu reden. Aber zur Wahrheit gehört auch, dass in den Kirchen die Herzen unzähliger Menschen im besten Sinne gebildet wurden. Dass die Zahl der Kirchenmitglieder deutlich zurückgeht, macht mir deshalb wirklich Sorge. Ich habe in der Kirche gelernt: Du sollst Gott lieben und deinen Nächsten wie dich selbst. Genau daran fehlt’s.