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Herbsttage

„Am Samschdach wird die Strooß gekehrt“. Ein Spruch, der mir schon in der Kindheit eingebläut wurde. Und so stehe auch ich samstags mit dem Besen auf dem Gehweg. Im Sommer geht mir das auch wirklich leicht von der Hand und ich bin eher damit beschäftigt, mich mit den Nachbarn zu unterhalten. In dieser Woche ist aber offizieller Herbstanfang und das wird auch auf dem Gehweg spürbar. In allen Ritzen liegen vertrocknete Blätter. Kaum sind sie schön auf einen Haufen zusammengekehrt, kommt eine Windböe und verteilt mir die ganze Chose wieder. Mühselig ist das.

Als ich mich bei einer Freundin über diesen Zustand beschwere, gibt sie mir ein Argument mit auf den Weg, das mich zum Nachdenken gebracht hat. Sie sagte: „Ich mag den Herbst, denn er bremst mich aus. Die Tage werden kürzer, ich bin nicht mehr so umtriebig und hab viel mehr Zeit für mich.“

Irgendwie hat sie ja Recht, denke ich. Der Herbst mit seinen dunklen Tagen ist gut, um auch mal in sich aufzuräumen. Das bedeutet für mich auch Platz für Gott zu machen. Platz für seine befreite Idee vom Leben.

Pflanzen verändern sich im Herbst und sammeln Kraft in den Wurzeln, um den Winter zu überstehen und im Frühling wieder gestärkt blühen zu können. Und so mach ich das jetzt auch. Ich kehre nicht mehr nur Herbstlaub zusammen, sondern auch vertrocknete Gedanken in mir aus. Das wird vermutlich auch mühselig. Aber wenn die dunklen Tage vorüber sind, starte ich hoffentlich befreit und kraftvoll ins neue Jahr.