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Heimat

Heimat. Ein Wort macht Karriere. Vor gar nicht langer Zeit war das für viele noch ein verpöntes Wort. Heimat – das war miefig, angestaubt und irgendwie von vorgestern.

Aber: Das hat sich grundlegend geändert. 92% der Deutschen, so eine neue Forsa-Umfrage, finden „Heimat“ wichtig.

Ich auch. Aber für jeden bedeutet Heimat etwas anderes. Für mich ist Heimat der Geruch des Waldes – nirgends riecht der Wald wie bei uns. Heimat, das ist der wunderbare Klang der Kirchenglocken. Und die himmlische Sonntagsruhe. Heimat, das ist der Ort, an dem alles stimmt, alles vertraut ist.

Aber diesen Ort gibt es nicht wirklich. Oder anders: Es gibt ihn immer nur für einen Moment. Und diese Momente, so kommt es vielen vor, werden immer seltener. Die Digitalisierung revolutioniert unseren Alltag und die Arbeitswelt. Nichts, so scheint es, ist noch, wie es war. Flucht, Vertreibung, Migration bringen fremde Menschen zu uns – das Vertraute wird weniger. Zumindest weniger selbstverständlich. So wächst die Sehnsucht nach Heimat; und leider auch die Abwehr gegen Fremdes und Fremde.

„Heimat ist einfach da, wo du Freunde hast“, hat Udo Lindenberg schon vor zig Jahren gesungen. Aber so ganz stimmt das ja auch nicht. Auch wenn ich zum Beispiel Freunde in Usbekistan hätte, würde mir Usbekistan doch nicht zur Heimat werden.

In der Bibel steht: Wir haben hier keine Heimat. Aber wir suchen die zukünftige (Hebr. 13,14). Das finde ich ermutigend. Es gibt diesen Ort, an dem alles stimmt und vertraut ist. Er liegt in Gottes Hand. Er liegt vor uns. Bis dahin genieße ich die Heimat-Momente, die sich ergeben. Und lasse mich von Fremdem nicht bange machen.